November. Da springt ein kleiner Geselle oft hoch, klettert auf meine Schulter, schnattert ins Ohr: »Her mit der Butterbrezel!« Das Gehirn hört natürlich auf den kleinen Gesellen namens Heißhunger, er meldet ja eine unangenehme Situation. Lichtmangel. Serotoninmangel. Sofort denkt das Gehirn nur noch Butterbrezel und drückt oft auch noch auf lauter Unangenehme-Befindlichkeit-Knöpfchen, wie Nervosität, Schwindel ... die mich mitunter schon auch zwingen, schleunigst ins Auto zu steigen, acht Kilometer zu fahren und bei meinem Lieblingsbäcker eine Butterbrezel zu kaufen. Oder zwei.
Also mir krabbelt das Männchen hoch, wenn Licht fehlt. Natürlich kommt es auch gerne, wenn wir traurig sind oder wenn Hormone ihn herbeibefehlen. Manchmal reißt ihn der Stress aus seinem Schläfchen, manchmal die Langeweile. Und manchmal wird er auch von einem ausgerasteten Zuckermangel-Insulin-Stoffwechsel ständig geweckt. Das arme Kerlchen wird dann alle zwei Stunden aus dem Tiefschlaf gerissen. Er krabbelt hoch und ruft: »Schnell ’ne Butterbrezel!« Bald sitzt er wieder nervig auf der Schulter und flüstert ins Ohr: »Schokolade, ich will Schokolade! „Oder: „Kekse!“ ... Er mutiert zum Quälgeist. Tja, da hilft nur, etwas zu finden, was ihn beruhigt. Eine kleine Portion, die ihn hüftfrei beschwichtigt. Oder: Etwas, was die Biochemie im Körper verändert. Serotonin erzeugt. Ohne dick zu machen. Und ungesund zu sein. In meinem Fall: Ein Spaziergang im Licht oder Butterbrezelersatz. Ich komm in 90 Prozent der Fälle ganz gut klar mit drei kleinen Salzbrezeln mit etwas Frischkäse. Oder: Quark mit Früchten. Daraus bastelt sich der Körper Serotonin.
Fest steht: Heißhunger ist stärker als unser Wille. Er zwingt uns zu Essen. Er macht dick. Wer abnehmen will, muss herausfinden, was ihn auslöst.
Was macht uns noch Heißhungrig? Das kann man beim Doktor messen
> Zu wenig Schilddrüsenhormone. Sie sind zuständig für unsere Energie.
Ein Mangel an Energie lockt Heißhunger.
> Entzündungen im Körper. Machen träge – und dick. Misst man über den
hs-CRP-Wert.
> Insulinresistenz: Die Zellen hören nicht mehr auf das Blutzuckerhormon. Das führt zu Dauerhunger. Stellt man fest über Glukosetoleranztest, HbA1c-Wert.
> Zu viel Cortisol. Das Stresshormon mobilisiert ständig Zucker, lockt den
Heißhunger wie Traubenzucker. Cortisolspiegel kann man messen.
> Eine geringe oxidative Kapazität: Im Körper wüten freie Radikale, überlasten das Entgiftungssystem. Das übersäuert den Körper – und macht ständig hungrig.
> Ein Mangel an Vitalstoffen drosselt den Energieverbrauch – aber nicht den Hunger. Wie steht’s zum Beispiel mit Vitamin D, C, B-Vitaminen, Jod, Selen, Chrom, Zink, Eisen, Mangan, Magnesium, Omega-3-Fettsäuren und Eiweiß? Kann man im Blut messen! Und gezielt auffüllen.
> Langfristige Medikamenteneinnahme. Manche Medikamente machen Heißhunger: Blutzuckersenker (Diabetes), Neuroleptika, Antidepressiva ...
> Mehr lesen? Hier gibt’s das Buch „Hallo Heißhunger, ab jetzt bin ich der Boss!“*
> Rezepte zum jung bleiben, gesund leben und Abnehmen findet ihr z.B. in "Prinzip Pure" oder "Smart Aging"