Um den Tag so wirklich zu genießen, muss man genug vom Honig der Nacht schöpfen. Und irgendwas oder jemand hat da einen Deckel auf mein Töpfchen gemacht. Heißt ich schlafe schlecht, seit Wochen. Bin mitunter nicht nur ein MoMo sondern ein GaTaMoMo. Ein Ganztagesmorgenmonster. Und weil ich bekannt dafür bin, mich mit nix einfach so abzufinden, habe ich mir so ein Sensorarmband besorgt, das den Schlaf misst. Und die Schritte. Und den Morgenpuls. Also leg ich das Band an, lade mir die App dazu runter, fühle mich wie ein dermaßen unausgeschlafenes It-Girl und bin den ganzen Tag bemüht viele Schritte zu gehen. Immer wieder guck ich, wie weit ich an mein selbstauferlegtes Tagessoll von 10 000 schon rangekommen bin. Trotz morgendlicher Joggingrunde bin ich erst bei 5476 Schritten. Wolf ist völlig verwundert, warum ich ihm ständig was aus dem ersten Stock holen will: „Brauchst Du den Föhöön?“ „Ne, wieso?“ „Ich hol ihn dir trotzdem.“ Gesagt. Getan. Wolf hat nur ganz, ganz merkwürdig geguckt. „Okay, ich bring ihn wieder rauf.“ Trotz 10 003 Schritten nur 10 Minuten Tiefschlaf. Und mein iphon sagt morgens zu mir: Du bist dehydriert. Trinke heute acht Gläser Wasser und tu Zitrone rein. (Woher kennt dieses big-brother-is-watching-me nur meine Marionade!).
Meine Tiefschlafphasen bewegen sich in den folgenden Nächten zwischen zehn und 49 Minuten. Mein REM-Schlaf misst so etwa 1 h. Ich bleibe im Modus: GaTaMoMo. Leichten Schlaf habe ich viel. Und Wachzeit auch. Und so teste ich in den folgenden Tagen alles durch auf: Welches Verhalten meinerseits lässt mich länger tief schlafen.
Und endlich ... heute wache ich völlig entspannt und glücklich auf. Habe einen niedrigen Ruhepuls, das iphone zeigt: sagenhafte 1.59 Minuten Tiefschlaf – ich bin von Grund auf bereit für carpe diem. Was hat mir das beschert. Ich denke nach: Ein leichtes Abendessen, 1 Glas Rose, meine Vitalstoffe am Abend genommen, keine besonderen Sorgen gehabt. Alles wie immer. Na ja, eines nicht: Wolf ist aus Versehen auf der Couch eingeschlafen.