Ich will jetzt und schnell einen Freund in Lissabon besuchen. Geht nur über den Luftweg. Da muss ich ein Versprechen, dass ich mir gegeben habe brechen: Flugabstinenz. Wenn man nach Jahren das erste Mal wieder fliegt, weil man sich für die Umwelt so einen ich-tu-was-ich-gut-kann-Vorsatz zugelegt hat, und seine CO2-footprints mittels Flugabstinenz minimieren möchte, dann ist das ehrlich gesagt: grausig. Ohne Übung braucht man Stunden, um sich das online-check-in einzurichten, mit Flug-Identity und Miles & More … und man hat dann gefühlte 130 Antworten der jeweiligen Ansprechstellen im Postfach. Und weiß im Grunde nicht, ob das mit dem Flug geklappt hat. Irgendwann kriegt man dann doch seine Bording-Karte und entdeckt, dass man auf Platz 9 B gebucht ist. Eingequetscht zwischen zwei Fremden. Der Versuch das zu ändern führte zu einem Dankeschön, wir schicken die neue Boarding-Card… Die nie ankommt.
Dass das ein Glück sein kann, zeigt sich erst im Flugzeug nach Lissabon. Ich stecke mit meiner Nase, eingequetscht zwischen zwei Fremden, im Buch. Die Stewardess sagt: „Tut mir leid, ihre Kreditkarte funktioniert bei uns nicht. Und wir nehmen kein Bargeld.“ Und ich habe Hunger. Guck wahrscheinlich sehr, sehr verzweifelt. Meine Nachbarin steckt ihr ihre Kreditkarte hin. Und sagt zu mir: „Ich nehme Ihr Bargeld.“ Tja, da ist frau schon sehr dankbar. Und ich knüpfe einen Kontakt.
Da hat mir das Universum eine unglaublich interessante Frau an meine rechte Seite gesetzt. Luisa Francia. Autorin. Hat viele Bücher geschrieben. Wie: Die Macht des Verborgenen. Oder: Wer nicht alt werden will, muss früher sterben. Oder, was zum November passt: Mit Göttinnen durch die Raunächte. Also Luisa Francia. Frauenrechtlerin. Klar ein klein wenig esoterisch. Aber nur ein wenig – und sehr, sehr gescheit. Lebt in Portugal. Schreibt ihre Gedanken und Träume und nette Prosa seit Jahrzehnten(!) in ein Tagebuch im Netz
ich verbünde mich
mit den elementen
alles vergeht
sie bleiben
Bis heute: 1369 Seiten. Unter Salamandra.de. Sieht ein bisschen aus, wie aus den ersten Tagen des Internet. Aber was sagt schon die Verpackung? Danke liebes Universum, dass Du mir zwei Stunden mit dieser tollen Frau geschenkt hast.