Wunderbar. Wir – zumindest acht von zehn der Gattung homo sapiens – sehen unsere Zukunft rosiger, als sie sein wird. Wir machen nicht nur im Erinnern von Vergangenem Fehler – genau liegt da die Fehlerquote bei 63 Prozent. Sondern gucken durch eine rosarote Brille in die Zukunft. 80 Prozent aller Menschen schätzen ihre Zukunft zu optimistisch ein, erzählt die Gehirnforscherin Tali Sharot, vom Affective Brain Lab am University College of London. Dafür sorgt ein Teil unseres Frontallappens im Gehirn, ACC genannt. Dass uns das Schicksal Scheidung trifft, dass wir an Krebs erkranken könnten, dass wir vom Radl fallen ... das Risiko schätzen wir viel geringer ein als es statistisch tatsächlich ist. Aber auch die kleinen Banalitäten rücken wir in ein gutes Licht. Die künftige Reise malen wir uns traumhaft aus, die nächste Liebe wächst zum Prinzen, ja, das bevorstehende Abendessen lässt den Speichel schon mal fließen.
Ich finde das herrlich. Wir grübeln doch viel zu viel über Negatives. Sicher, das hat einen Nachteil: Unser Optimismus macht uns ein wenig leichtsinnig. Leichter Sinne radeln wir ohne Helm. Buchen mit 78 Jahren einen Tandem-Fallschirmsprung. Tja, ich sage: no risk, no fun. Und bin froh darüber, dass mein Gehirn genetisch auf Optimismus gepolt ist. Auch wenn wir so mit mehr Risiko leben. Gut, dass es Schutzengel gibt.
Was ist eigentlich mit den anderen 20 Prozent? Den Menschen ohne rosarote Zukunftsbrille, da wo das mit dem ACC und dem Mandelkern nicht so fröhlich funktioniert? Die sind entweder leicht depressive Realisten oder klinisch depressive Pessimisten.
Dann doch lieber ein bisschen leicht-sinnig den Tag pflücken – und in eine rosarote Kugel gucken.