Eine Sorge hatte ich, als Fido zu uns nach München kam, die blauen Augen neugierig durchs Haus schweifen ließ und erst einmal am Buchsbäumchen neben der Küche sein Bein hob. Was macht Moritz? Unser dicker Kater Moritz? Nun, erst einmal machte Moritz gar nichts. Er ließ sich nicht blicken. Na, der Hunger,dachte ich, wird ihn schon zu seinem Dosenöffner treiben. Den hat er übrigens hervorragend im Griff. Muss nur Mauen und schon kriegt er was – das Moritzmauen schießt einem nämlich direkt ins Rückenmark. Das hält keiner aus. Man öffnet einfach eine Dose, um das Geräusch abzustellen. Kann man übrigens sehen. Es gibt nur einen dickeren Kater in München, den weißschwarzen von unserer Tierärztin. Als ich ihn das erste Mal sah, dachte ich, da rollt ein überdimensionaler Fußball mit Winterpelz vorbei.
Der Hunger trieb Moritz nach Hause. Und Fido, der in seinen fünf Monaten in dem Sechs-Quadratmeter-Zwinger im Tierheim mit Sicherheit keinen Kater gesehen hat, dachte wahrscheinlich: „Das ist ein Hund.“ Denn als Moritz ihm mit seiner Pfote erst mal eine patschte, patschte Fido fröhlich zurück, beugt das Vorderteil runter, den Hintern hoch – forderte Moritz zum Spiel auf. Moritz streckte grantig den Schwanz in die Höhe. Der zuckte gefährlich. „Mensch, der wedelt“, denkt sich Fido. Und patscht ihm eine. Moritz patscht zurück. Und ich denke: „Um Himmels willen, die blauen Augen.“ Aber aus irgendeinem Grund streckt Moritz die Krallen nicht aus. Patscht mit sanftem Pfötchen. Und Fido beißt ihn zärtlich in den Nacken. Moritz rennt – und Fido hinterher.
Packt ihn am Nacken ...
Moritz patscht ...
So spielen sie jetzt jeden Tag. Moritz denkt, Fido ist ein Kater, und Fido denkt, Moritz ist ein Hund. Sie patschen und wedeln ... Gestern kam Fido um Punkt 18 Uhr zur Fütterungszeit. Er stellte sich vor mich hin, zuckte merkwürdig mit seinem hochgestellten Schwanz. Und gab einen noch merkwürdigen Ton von sich. Schoss direkt ins Rückenmark. Klang wie ein „Mauen“.