Zum Glück sprießt das Wissen um die Wildpflanzen neu aus dem Boden, wie zarte Löwenzahnblätter im April… Obwohl sich auch Vögel an der Ernte beteiligen, die leckeren, gesunden Kornelkirschen fallen viel zu oft einfach nur herunter und färben ganze Wege entlang den Gebüschen rot. Lieber vorher pflücken! Und Bauchwehmedizin tanken.
Kornelkirschen (auch Kornellen, Dirndl) sind keine Kirschen. Es sind Wildfrüchte, die an Sträuchern wachsen, die fast überall zu finden sind (im Norden etwas weniger als im Süden). Mit langer Tradition als Heilpflanze und als Nahrung. Bereits in Pfahlbauten der Jungsteinzeit und Bronzezeit Italiens wurden ganze Schichten von Kernen der Kornelkirsche gefunden, die Früchte waren offensichtlich bedeutender Teil der Nahrung damals. Ursprünglich kommt sie aus den wärmeren, südlichen europäischen Ländern. Schon lange fühlt sie sich auch hier wohl, in Heckensäumen, an Hängen und Waldrändern, in vielen Parks und Gärten. Sie hat auch so viel zu bieten: Als eine der ersten blüht sie im März, wenn alles noch winterlich kahl ist und sich Bienen wie Menschen nach Farbe, Duft und Nektar sehnen. Als zweites Geschenk bringt sie dann ihre Früchte, die Ende August zu reifen beginnen.
Im Mittelalter wurde die Kornelkirsche in Klostergärten angebaut, Hildegard von Bingen beschreibt sie als Heilmittel: "…sie reinigt und stärkt den kranken und auch den gesunden Magen, sie nützt dem Menschen für die Gesundheit." Zum Beispiel Gerbstoffe (geben den etwas herben Geschmack, besonders der noch unreifen Früchte) wirken heilsam zusammenziehend und antimikrobiell auf Schleimhäute, helfen bei Durchfall und chronischen Darmerkrankungen. Anthocyane (roter Farbstoff) und Flavonoide wirken antioxidativ, entzündungshemmend und gefäßschützend. Und natürlich sind viele Vitamine drin, vor allem eine Menge Vitamin C.
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Erkennen: Ist ein Strauch in der Nähe, der - je nach Wetter und Lage - Ende Februar bis April, noch vor den Blättern, eine weithin sichtbare, duftende, gelbe Wolke von Blütenbüscheln in den sich verabschiedenden Winter hinein gemalt hat? Dessen Blätter ganz ähnlich dem (noch häufigeren) Hartriegel sind? Und jetzt beginnt, Früchte zu entwickeln, die aussehen wie rote Oliven? Sind große, bereits fürs nächste Jahr angelegte, Blütenknospen an den Zweigen und zwischen den Früchten erkennbar? Super! Dann freut sich eine Kornelkirsche auf ein paar Hände, die ihre Früchte ernten mögen.
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Ernten: Die Früchte färben sich während der Reife von hellorange zu kirschrot, bis hin zu einem tiefen schwarz-rot. Anfangs sind sie recht sauer, herb und knackig frisch. Ihren wunderbar fruchtig-säuerlichen Charakter behalten sie, werden mit zunehmender Reife aber immer süßer und weicher. Für alle Geschmäcker ist was dabei. Am besten Früchte ernten, die sich schon leicht vom Stiel lösen. Evtl. Decke unterlegen und den Strauch vorsichtig schütteln.
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Verarbeiten: Wie immer – am besten ist es, frisch vom Strauch in den Mund zu naschen. Saft, Mus, Fruchtaufstrich, o.ä. wird aus richtig reifen Früchten hergestellt (am einfachsten mit Kern garen, dann durch die Flotte Lotte, dann weiterverarbeiten).
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Oder „Falsche Oliven": Die noch nicht reifen, härteren Früchte werden ca. 10-14 Tage in Salzlake eingelegt, bis sie nach unten sinken. Nach dem Abseihen gründlich waschen. Zusammen mit Würzkräutern wie Oregano, Thymian in ein Schraubglas geben, nach oben gut Platz lassen. Mit Olivenöl aufgießen, bis alles gut bedeckt ist. Ein paar Tage ziehen lassen.