Die Diskussionen hören nicht auf. Ich werde täglich gefragt ... darum mal wieder mein Stand des Wissens, meine Meinung: Von einem Impfdurchbruch spricht man, wenn sich ein geimpfter Mensch an SARS-CoV-2 ansteckt. Dass das passieren kann, wissen wir schon lange. Keine der Impfungen verspricht eine Effektivität von 100 Prozent. Wirkt sie zu 88 bis 89 Prozent, heißt das, 11 Prozent stecken sich trotzdem an – wenn sie nicht auch ein bisschen aufpassen. Die aktuellen Zahlen vom RKI: Ca. 52 Millionen sind in Deutschland vollständig geimpft, es gibt 11 000 Impfdurchbrüche. Die Ursache liegt dann meist im Immunsystem. Es ist zu schwach, weil man eine Chemo macht, unter einer Autoimmunkrankheit leidet – oder einfach schon sehr betagt ist. Man kann sich also trotzdem infizieren und das Virus auch weitergeben. Vor allem an den neuen Varianten. Weshalb eine Booster-Impfung in Diskussion ist.
Was macht die Varianten so gefährlich? Wenn sich das Virus ungehindert in den Menschen vermehren kann, wird es cleverer, es verändert es seinen Schlüssel zur Körperzelle. Die es ja braucht, um sich da drin zu vermehren. Verändert sein Spike-Protein. Ein Eiweißmolekül mit dem es an der Zelle andockt. Das macht das Virus schneller und effektiver. Je ansteckender das Virus, desto höher muss die Anzahl geimpfter oder genesener Menschen für eine Herdenimmunität sein.
Das Delta-Virus ist cleverer. 74 Prozent der Infektionen mit Delta finden schon während der präsymptomatischen Phase statt – ein höherer Anteil als bei früheren Varianten. Das macht ihn zum weltweit dominierenden Stamm.
Gestern hat mir ein Freund geschrieben: Ungeimpfte bringen nur sich selbst in Gefahr, weil die Geimpften ja geschützt sind. Und schließlich würden ja Geimpfte und Ungeimpfte das Virus verbreiten.
Nein, das stimmt leider so nicht. Steckt sich ein Geimpfter an, hat er eine niedrigere Viruslast. Und: „Geimpfte Probanden hatten zudem eine 65 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, andere anzustecken.“ So Spektrum der Wissenschaft.
Vor allem Ungeimpfte verbreiten das Virus. Geben ihm Raum zu Mutationen. Und sie riskieren ihr Leben. Oder Langzeitfolgen. Studien gehen davon aus, dass 10 bis 30 Prozent der Corona Infizierten Langzeitfolgen haben: Chronische Müdigkeit, einschränkende Kurzatmigkeit, Konzentrationsstörungen.
Noch ein Wort zu Impfnebenwirkungen: Die Ärztezeitung schreibt: „Die Melderate betrug für alle Impfungen mit COVID-19-Impfstoffen 1,4 Fälle pro 1000 Impfdosen, für schwerwiegende Fälle lag sie bei 0,2 (aufgerundet) pro 1000 Impfdosen.Â
Und für Geimpfte gilt: Wer sich und andere zu 100 Prozent schützen will, muss auch als Geimpfter vorsichtig sein. Wenn auch die Wahrscheinlichkeit, dass man das Virus in sich trägt weitaus geringer ist, als bei einem Ungeimpften. Ich treffe mich am Wochenende mit meinem Vater, wir (alle durchgeimpft) gehen im Restaurant essen, wir alle machen vorher einen Test.