Sosehr ich diesen Hund liebe, aber wenn er das Haus vor Bösem bewahren will – und das tut er dauernd –, ist das so, als wenn zwanzig Lehrer gleichzeitig mit der Kreide an der Tafel ausrutschen. Es zieht ganz tief im Rückenmark. An Fidos erstem Abend in München fürchte ich: Das Ziehen im Rückenmark wird chronisch.
Wir sitzen vor dem Fernseher, sehen den Tatort, und plötzlich fängt Fido zu kläffen an.
Ich erkläre ihm: „Der Mörder steigt nicht aus dem Kasten. Du kannst aufhören.“
Er hört nicht auf. Ich mache den Fernseher aus. Was wiederum Wolf gar nicht lustig findet. Aber ich muss Fido schließlich zeigen, dass man die Gefahr auf Knopfdruck bannen kann – und er nicht bellen muss. Fido bellt weiter.
Draußen plätschert das Regenwasser in den Brunnen. Ich denke: „Das Geräusch macht ihn verrückt.“ Ich geh mit ihm raus. Zeig ihm alles. Wir kommen zurück. Fido legt sich hin, guckt Richtung Terrassentür und bellt.
Ich denke: „Das Licht vom Nachbarn stört ihn.“ Lasse die Jalousien herunter. Fido bellt. Wolf knurrt. Er will den Film sehen. Ich hole ihm einen Knochen. Fido bellt. Ich fürchte, dass er sich bei Wolf nun richtig unbeliebt macht und gebe ihm meinen Lieblingsschuh. Fido bellt. Wolf knurrt. Ich bin ratlos. Dann gehe ich Fidos Blick nach, nehme das Bronze- Pferd, ein Geschenk meiner Tante Marietta – und Fido verschwindet bellend unter dem Sofa.
Fido bellt also relativ viel und sehr, sehr unangenehm. Er bellt jeden vorbeigehenden Fußgänger an, die Löwenstatue im Garten, den Briefkasten, das Windlicht, er bellt all die Gegenstände an, die er in seinen fünf Monaten Tierheimleben nicht kennengelernt hat.
Einen Nachbarn hat er schon dazu gebracht, vom Balkon zu rufen: „Dreht dem Fido den Hals um!“ Ich kann ihm das nicht unbedingt übel nehmen. Wahrscheinlich ist es die einzige Möglichkeit, ihn zum Schweigen zu bringen.
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Im nächsten Newsletter lest Ihr dann von der möglichen zweite Möglichkeit, nämlich wie Wolf knurrend neurolinguistisches Programmieren einsetzt.