Fido nimmt schon unten an der Treppe Anlauf, kreuzt Flur und Schlafzimmer mit der Geschwindigkeit eines Komodowarans (die sind schneller als ein Mofa), springt und landet, plumps, mit allen vieren auf meinem Bauch – und mit seinen achtzehn Kilos. Dann schaut er mich mit blauen Augen fröhlich an.
Das erste Mal fiel ich fast in Ohnmacht vor Schreck. Wolf weckte mich vor Fido-Zeiten nämlich ganz vorsichtig mit einer Tasse Kaffee. Timmi tat das, als er jung war, auch sehr vorsichtig. Er brachte einen Socken. Legte ihn auf mein Kopfkissen. Dann noch einen. Einen Schuh. Noch einen Socken. Einen Büffelknochen, sein Quietschie ... Alles, was er so fand. Bis ich irgendwann aufgewacht bin, weil es merkwürdig roch. Da ist Kaffee
schon besser. Wolf ist eine Lerche, ich eine Eule. Soll ja nicht funktionieren. Aber bei uns funktioniert’s seit zwölf Jahren, weil ich eine langschlafende Eule bin und er eine kurzschlafende Lerche.
Wir gehen gleichzeitig ins Bett, und er ermöglicht mir den sachten Einstieg in den Tag, mit dem Duft und dem Koffein einer Tasse Kaffee. Vorher liest er eine Zeitung und dreht eine Runde mit den Hunden.
Mit dem sachten Einstieg in den Tag ist es vorbei. Fido muss nur das Geräusch der Espresso-Maschine hören – und schon rennt er los. Weckt mich, bevor Wolf die Milch fertig aufgeschäumt hat. Dabei gehören wir nicht zu den dreißig Prozent der Deutschen, die ihr Tier mit ins Bett nehmen, wie man kürzlich in der Bildzeitung lesen konnte. Fido
interessiert die Statistik einfach nicht. Er springt jeden Morgen, sobald er die Kaffeemaschine hört, auf meinen Bauch. Es stört ihn auch nicht, dass ich schimpfe und ihn mit den Füßen aus dem Bett stoße. Er denkt, das gehört zum Spiel. Jeden Morgen.
Einmal hat Wolf ihn unten angebunden. Fido hat wie ein Wolf geheult. Das war nicht viel angenehmer als vier Beine auf dem Bauch.
Nur heute, wo’s draußen keinen Schnee mehr gibt und es matschig ist und die weiße Bettwäsche aussieht, als hätte sich ein 18-Kilo-Maulwurf darin verirrt, da hab ich dann zum Telefon gegriffen und meinen Vater angerufen. Er hat auch einen Terrier – und eigentlich immer einen guten Rat: „Versprüh überall, wo du ihn nicht haben willst, hoch konzentrierten
Apfelessig. Das können sie nicht riechen.“
Ich stieg sofort in den alten roten Jeep und holte ein paar Flaschen Apfelessig. In der folgenden Nacht hatte ich Alpträume in dem Apfelessigbett, wachte morgens völlig gerädert auf – mit Fido auf dem Bauch.Â