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Fido wurde im Alter von sechs Wochen in einer zugeschnürten IKEA-Plastiktüte an das Tor des Tierheims in Alcudia auf Mallorca gehängt. Dort verbrachte er dann fünf Monate. Viele Menschen gingen ein und aus und nahmen die kleinen Pastor Mallorquin mit, die kleinen Cocker und Pinscher und Collies und und und. Nur: Keiner nahm in. „Der ist unvermittelbar, zu scheu und zu wild. Der hat keine Chance ...,“ sagte Petra, die ehrenamtlich im Tierheim arbeitete und mir Fido einfach mitbrachte. „Nimm ihn doch mit. Du findest bestimmt einen Platz für ihn.“
Eigentlich hatte ich beim ersten Blick in seine blauen Augen schon so etwas wie beschlossen: Du bleibst bei uns. Nur laut sagen durfte ich das nicht. Wolf war sehr laut der Meinung: „Ich will keinen zweiten Hund.“
Und dieser Meinung schloss sich unser Golden Retriever Timmi an. Er wollte weder eine Futter- noch eine Streicheleinheitenkonkurrenz.
Der offizielle Plan war also: Wir nehmen Fido mit nach München. Lassen ihn vom Tierarzt durchchecken und suchen ihm einen guten Platz.
Der inoffizielle Plan war mein Plan: Schau mer mal.
Fido heftete sich erst an meine Beine. Folgte mir von der Kaffeemaschine, zum Computer, zur Toilette, ans Bett ... Er wedelte mich als Erster morgens an, wenn ich aus schmalen Schlitzen in die Welt guckte, er umwedelte mich den ganzen Tag, bis er spürte, dass mein Herz überquoll vor Liebe zu dem kleinen, süßen, liebesbedürftigen Hund. Dann machte er sich an Timmi. Er hing ihm an den Pfoten. Das wirkte erst einmal nicht.
Dann überließ er ihm seinen Futternapf. Das wirkte. Timmis Herz quoll über vor Liebe zu diesem kleinen, süßen, liebesbedürftigen Hund.
Dann heftete er sich an Wolfs Fersen. Das wirkte erst einmal nicht. Noch im Flugzeug nach München sagte Wolf: „Marion, dir ist schon klar: Ich will keinen zweiten Hund.“