An sonnig-heißen Tagen, da liege ich oft und gerne unter einem Baum, der mich weitherzig mit seinem Schatten kleidet. Danke, ganz lieb! Unter einen alten Apfelbaum, da bette ich mich gerne. Der hat schon weit mehr Sommer kommen und gehen gesehen als ich. Im Vergleich zu ihm ein ziemliches Greenhorn – meine Wenigkeit. Die reifen und gepressten Essenzen seiner Früchte, Apfelmost wie Apfelessig, machen deine wohlstandsträgen Gedärme munter und kurbeln die Verdauung an. Das Verweilen unter dem Apfelbaum hingegen beflügelt meine Gedanken. Wie Wolken am Himmel dahinziehen, so schweben meine Spinnereien durch meinen Kopf. Apropos Himmel. Wer beobachtet noch den Himmel? Wer die Wolken? Ich meine abgesehen von Wetterfröschen alias Meteorologen und ein paar eingeschworene „Chemtrails“-Jünger. Wer kann noch über alltägliche Sachen staunen? Dass du am Morgen aufwachst, am Leben bist und selber aufstehen kannst? Über eine Blume am Wegesrand? Wer bückt sich zu ihr runter und schenkt ihr einige Minuten seiner Zuwendung? Wie viel mehr bekommst du doch zurück! Worüber staunt Frau und Mann? Wer staunt über andere Menschen? Wer sieht den anderen wirklich? Als Subjekt, als Mensch und nicht als funktionierendes Dingsbums, das man brauchen oder gebrauchen könnte? Schau mal die Menschen, die dir tagsüber so begegnen, einfach nur mal an, nur so, ganz und gar wertfrei und lass deine Schubladen zu. Wenn du irgendjemandem begegnest, da aktivierst du ja auf die Sekunde deine Bewertungs-App: Alt, jung, hübsch, hässlich, sympathisch, Kotzbrocken, Prada-Tussi, angenehm, nix wie weg, mag ich, hasse ich, dick, Suppenkasper, reich, arm, ist das, macht das, verdient das, besitzt das… Bringt der oder die oder auch das mir was? Habe ich Vorteile, diesen Menschen zu kontaktieren? Soll ich mich bei der einschleimen? Soll ich mir diesen oder jenen doch warm halten…? Heucheleien soweit dein müdes Auge reicht. Frage nicht. Zum Speiben alias Kotzen! Im Buddhismus gibt es die Übung des absichtslosen Anschauens. Gleich testen! Spannende Sache. Überall und jederzeit kann man sich damit spielen. Nur schauen, beobachten, ja staunen, ohne den eigenen Senf. Gleich unter deinem Apfelbaum. Die reale Welt ist vielen zu fad. Zum Glück gibt es jetzt was Neues! Juhu. Dem Herrgott sei´s getrommelt und gepfiffen! „Pokémon Go“. Es ist schön, dass es das gibt, frage nicht. Solche Spielereien mag ich ja, weißt du. Da komme ich nämlich niemals in die Verlegenheit, dass ich irgendwo mit mir und einem etwaigen und lästigen Nachdenken alleine sein muss. Weil sobald sich diese saublöde innere Stimme meldet und noch blöderer Fragen an mich heranträgt, ja vielleicht zu hinterfragen anfängt, all das, was mich angeht, was ich mit meinem Leben so anstelle, was schief läuft und so, da suche ich doch lieber ein paar virtuelle Deppen in der realen Welt. Und frage lieber nicht nach, warum eigentlich die reale Welt von realen Deppen regiert wird?! Und wenn diese Deppen auch noch bösartig sind - dann servus Kaiser! So schalte ich lieber mein Hirn aus und lauf Pokémons nach. Über Stock und Stein. Fall dabei ein paar Mal auf meine Fresse und bring mein Leib und Leben in Gefahr. Aber alles besser, als einmal herunter zu kommen. Wer braucht schon so was wie Mußestunden, kreative Freiräume, Zeit zum Denken, zum Handeln und etwas zum Besseren zu verändern? Offensichtlich kein Schwein! Jede freie Minute muss mit egal was auch immer aktiv zu Tode geritten werden! Ein Hoch dem Aktivismus!