Haben Sie sich Ihr Leben so ausgemalt, wie es jetzt gerade verläuft? Früher haben wir viel ausgemalt. Als wir noch genügend Zeit und Muße dafür hatten. Und Spielfreude. Als Augenblicks- und Achtsamkeitsconnaisseure, genannt Kinder. Malbücher ausmalen mit Farbstiften und Filzstiften. Ich male auch heute noch gerne aus. Mandalas, eigene Kritzeleien. Zu mehr reicht es leider nicht. Malen, ich meine wirklich, so mit Staffelei wie ein Künstler, das kann ich leider nicht. „Denn mein Bruder ist k e i n Maler“, hätte Udo Jürgens über mich gesungen, wäre ich denn sein Bruder. So male ich weiterhin nur aus. Oft nur mit den Stiften meiner Phantasie in meinem Malbuch der Tagträumereien. Ich male mir aus, was ich noch tun möchte. Wo ich noch hin möchte mit meinen verbleibenden Lebensmomentchen. Wie ich noch gerne sein möchte. Was ich mir noch wünsche. Auf jeden Fall wünsche ich mir eine bessere, friedlichere Welt. Ich male mir aus, was ich dazu beitragen könnte, dass sie ein Stück weit besser wird. Weil nur schimpfen, kritisieren, Angst haben oder den Kopf in den Sand stecken, das ist zu wenig. Oft male ich mir aus, wie es wäre, wenn „Gott“ uns eine „Sintflut“ schicken würde. Jetzt gleich. Nein nicht so eine mit riesigen Wasserfluten, in denen wir allesamt absaufen. Obwohl ein paar könnten doch - halt, stopp! Ich will doch ein besserer Mensch werden! Nein, ich denke an eine „Sintflut“ für Geist und Seele. Wo alle negativen und bösartigen Inseln in unsere Seelenlandschaft weggeschwemmt werden. Alle zerstörerischen Kräfte einfach untergehen. Dass „Gott“ uns ein neues Seelenupdate, Seelenupgrade verpasst. Etwaige Fehler ausbessern. Wenn schon keine Sintflut, dann wenigstens eine Rückrufaktion. In Sachen Mitgefühl und Humanität. Obwohl ich eine Seelen-Geist-Sintflut bevorzuge. Dass auf einen Schlag alles verschwindet, was uns an einem friedvollen Miteinander hindert. Dass es keine Flüchtlingswelle mehr gibt, weil niemand mehr zu flüchten braucht. Dass es keine Kriege mehr gibt. Wir gar nicht mehr wissen, wie man solche überhaupt führt. Religiöser Fanatismus, der Menschen die Köpfe abschlägt, wäre endlich auch futsch. Menschen bräuchten vor anderen Menschen keine Angst mehr haben. Das Teilen würde zur Selbstverständlichkeit. Niemand müsste Hungern. Weder mit seinem Bauch noch in seiner Seele. Ich male mir eine Welt aus, in der es keine Ausgrenzungen, kein Mobbing, keine Ellbogen mehr gibt und braucht, weil jeder dem anderen das größte Glück wünscht. Den Erfolg gönnt und sogar mithilft, dass der andere seine Ziele erreicht. Ich male mir eine Welt aus, in der es keine Kriegstreiber, Angstmacher, Hetzer und Hassprediger mehr gibt. Wo Kinder keine Furcht vor Erwachsenengewalt mehr haben. Weil die Gewalt längst ausgestorben ist. Wo man die Natur als gleichberechtigte Schöpfungspartnerin betrachtet. Das male ich mir aus. Und noch viel viel mehr. Vor allem in Zeiten wie diesen. Wo Völker wieder wandern müssen, weil der Tod durch hassende Menschenhände sie dazu treibt. Wann werden wir Menschen endlich gescheiter? Schaffen wir das überhaupt von selbst, oder bräuchte es wirklich eine Art „Sintflut“ von außen?