„Ich mag Bananen“, denke ich mir, als ich auf dem Dachboden meines Elternhauses sitze. Stöbere in einer angestaubten Chiquita-Schachtel. Gefüllt mit einigen Kilos Bücherwurmbuchstabenfutter. Abgelegte Kopfabenteuerwelten. Ein Reclam-Heftchen strahlt mit seinem fröhlichen Gelb aus der Menge hervor: „Aus dem Leben eines Taugenichts“. Vor etlichen Jahren gelesen. Als knapp Zwanzigjähriger. Und ich noch romantisch war. Und ein Stürmer und Dränger. Wo ich mich selbst fragte, was ich aus meinem Leben machen möchte. Wofür ich tauge. „Taugenichts“, lese ich. Dieses Wort weckt Unbehagen. „Du Taugenichts!“. Stelle mir vor, wie das wäre, wenn mir das ein nahestehender Mensch um die Ohren hauen würde. Besser noch: wenn ich das über mich selbst sagen müsste. Fühlt sich an wie ein nasser Lappen, mitten ins Gesicht geschleudert. Wie ein kräftiger Fußtritt in die „Kronjuwelen“ meines Selbstwertgefühls. Schmeckt auch nach Existenzangst. Gewürzt mit einer feinen Note Zukunftsangst. Ein Taugenichts kriegt nichts auf die Reihe. Früh genug ein Taugeviel sein. Viel Erfolg haben, viel verdienen, viel besitzen, sich um jeden Preis viele Vorteile erschleichen. Viel Prestige und noch viel mehr. Taugenichtse sind untauglich für das Leben. Bleiben auf der Strecke. Diese Verlierer. Die taugen nichts in dieser Erfolgswelt. Erfolg, gemessen am Außen. Am Kontostand. An Louis Vuitton Taschen. An Premiumklassen auf vier Rädern. An der Mitgliedschaft in der Bussi-Bussi-Schickimicki-Elite. Für solche Erfolge muss man tauglich sein. Öfters mal bereit sein, seine Ellbogen einzusetzen. Ohne Rück- und Vorsicht. Von nix kommt nix. Es mit der Aufrichtigkeit nicht immer so ernst nehmen. Wen schert es!? Sein eigenes und das Menschsein anderer nach hinten stellen. Braucht eh kein Mensch. Für derartige Erfolge fühle ich mich irgendwie untauglich. Oder bin ich einfach nur ein ausgemachter Erfolgsschwächling? Ein Erfolgstaugenichts? Ich fürchte, so ist es. Oder suche ich nur nach Ausreden? Was meinen Sie? Ich werde wohl nie richtig Erfolg einfahren können. Einmal noch wandert mein Blick auf das „Taugenichts“ am Reclam-Gelb. Komisch: Mein anfängliches Unbehagen ist eine Spur kleiner geworden.