Das Fasten ist wieder in aller Munde. Und das, obwohl ja weniger in unsere Münder kommen sollte. In der Fastenzeit. Weniger Hackbratenorgien, weniger Schweinshaxen-Exzesse, weniger Schwarzwälder-Kirsch-Verführungen – einfach weniger halt. Stattdessen mehr oder überhaupt einmal was von dem, was man sonst nicht so gerne macht. Aber gut täte. Mehr Sit-Ups gegen massive Löwen-Bräu-Muskeln und Back-Hendel-Friedhöfe – sprich Bäuche – des Landes. Mehr Fußgänger als Bleifüßler. „Fasten Your Trousers-Belt!“ Fastenkuren-Konjunktur steil nach oben! Rein körperlich gesehen. Mensch ist aber eine Körper-Seelen-Geist-Kombination, Volksweisheit pur. Detoxen für die Seele, wie steht es damit? Zwecks optimalem Soul-Mass-Index (SMI). Der verleiht einen schlanken Fuß. Der macht sexy und tatsächlich schön. Schön sind Menschen ja nur mit schönen Seelen. Alles andere sowieso nur Hülle ohne Fülle! Und das in Hülle und Fülle! Eine Charakterbildung à la Heidi-Klumisierung der Gesellschaft, nicht wirklich! Werkeln wir daher am stets unterentwickelten SMI. Je höher dieser ist, desto angenehmer für uns und alle. Damit eine schöne Seele mehr Platz findet, muss man weniger Schönes, also Ha(e)ssliches, abstreifen. Fasten in Sachen schlimm sein. Schlimm-Low statt Slim fast. Man redet nicht über den anderen hinterrücks und verstohlen. Schönheitsfastenkur: Neidentschlackung, den Zorn aus der Seele zupfen, Anti- Aggressionspeeling, dauerhafte Rachegelüste-Entfernung…! Natürliches Soulbleaching. Alles Bio natürlich. Für das Leben also. Fasten lichtet unseren Blick. So sieht man, welchen Maßlosigkeiten man hinterher läuft. Die Gier nach dem Höher, Schneller und Weiter. Die Unersättlichkeit gebiert immer sonderbarere Bedürfnisse. Dicke offroadtaugliche SUVs mit durstigen V8- und V12-Motoren im engen und stickigen Großstadtdschungel. Gehsteigkanten haben halt ihre Tücken und Gefahren. Erdbeeren auch im Jänner. Um die halbe Welt gejettet. Maßlosigkeit verhindert ein natürliches Sättigungsgefühl, wenn das rechte Maß überschritten ist. Nicht nur am Tisch. Vom guten Geschmack will ich hier erst gar nicht reden. Das Janusgesicht der Maßlosigkeit, die Armut. Wenn jemand alles einheimst, dann bleibt irgendwer irgendwo übrig. Die Reduktion beim Fasten kann den Maßlosen und Kragen-Nicht-Voll-Kriegern ein wenig ins Gewissen reden. Helfen, die Benachteiligten ein wenig besser zu verstehen. Denken wir das Beste. Vielleicht – irgendwann in ferner Zukunft - teilen sie ihren Überfluss mit ihnen? Der Mensch ist ja nicht nur egoistisch. Die Maßlosigkeit erzeugt Konkurrenz. Um jeden Preis besser sein als mein Sitznachbar. Fängt ja schon im Kindergarten an und endet am Friedhof. Mein Grabstein ist größer, teurer, edler als deiner! Der Konkurrenzkampf, ein Schrei nach Akzeptanz, nach Geliebt-Sein. Weil man so gut wie nie so gemocht wird, wie man halt mal ist, stellt man die verrücktesten Sachen an. Fasten wir deshalb nicht bei den Liebesarten (Nächstenliebe, Tierliebe, Fernliebe, romantische Liebe usw.). Denn sie kann so manch verletzte oder kranke Seele heilen und somit nicht selten Kriege verhindern. So manch wahnsinniger Tyrann der Geschichte oder Gegenwart wäre uns erspart geblieben und würde uns erspart bleiben, hätte man ihn das ein oder andere Mal mehr gedrückt. Der gute alte Heilige Augustinus hat einmal gesagt: „Liebe und tu was du willst!“ Wenn man (wirklich) liebt, tut man automatisch Gutes.