Hallo Mutti, hallo Papa, hallo große Schwester, hallo Baum, hallo Tür, hallo Bauchnabel, hallo Blume, hallo Vogel, hallo Katze, hallo Teddybär, hallo Zehen, hallo Wolken, hallo Sterne, hallo Regenwurm, hallo Spinat mit Spiegelei, hallo Löwenzahn, hallo Bächlein hinterm Haus, hallo Ameisen … Hallo liebe Glyxletterianer! Hallo Erinnerungen! Als KnirpsIn waren wir fröhliche Halloisten, haben alles, was kreucht und fleucht, freundlich angesprochen. Mit unseren Händen danach gegriffen, um zu be-greifen: Das Leben, in das wir aus heiterem Himmel gewürfelt wurden. Philosophen würden sagen: Wir haben mit dem Sein geredet. Das Seiende in unser persönliches Sein geholt. Oder so ähnlich. Würde ich heute wie ein Hosenmatz halloisierend, hallozinierend und greifend umher laufen, dann täten sich kaum Philosophen über mein Tun Gedanken machen, sondern Psychiater Diagnosen erstellen und chemische Seelenmedizin verschreiben. Und es würde Ohrfeigen regnen bei hallo Dekolleté, hallo Knie, hallo Po, hallo … Autsch! Das Volksmundattest würde wie folgt ausfallen: "Der hat einen Sprung in der Schüssel, einen Kratzer in der Platte, einen Vollschuss in Obergeschoss, der ist gaga im Hirn …" Gaga sein. Gaga, das gefällt mir! "Gaaaggaaa", ganz langsam und lang gezogen, mantrisch gesungen, klingt wie die Trance eines geistbegabten Schamanen in den geheimnisvollen Weiten Sibiriens. Und nicht wie: Matsch in der Birne. Aber vielleicht muss man sein bisheriges Denken, sein "Hirn" umrühren, in Matsch verwandeln, um es anschließend neu und besser zu formen? Egal. Heute mache ich meinen ersten "Gaga-Tag". Bin gaga im Kopf. Das will nicht heißen, dass ich es an anderen Tagen nicht bin – so wie jeder andere mehr oder weniger auch. Aber heute lege ich besonders viel Augenmerk darauf, vollgaga zu sein. Voll dabei, wenn ich gaga bin. Bewusst gaga sein. "Achtsamkeits-Gaga". Meine "Achtsamkeits-Gaga-Exerzitien" im Alltag. Heute begrüße ich meine gesamte Mitwelt. Allem, was mir unterkommt, schenke ich meine uneingeschränkte Hinwendung. Sei es noch so unbedeutend. Denn dann wird es bedeutend – für mich. Für sich ist es das ja längst. Auch ohne mich. Ich wende mich dem zu, woran ich sonst achtlos vorbeiignoriere. Hallo Strauch am Straßenrand, hallo Zitronenfalter, hallo Blumentopf, hallo Gartentor, hallo Vogeltränke, hallo Schnecke im Garten, hallo Turmuhr, hallo alte Eiche, hallo Klopapier, hallo Radfahrer, hallo Hund ohne Leine und so groß wie ein Kalb – hallo Respektabstand, hallo Elektroauto, hallo alter Schwede … Hallo Kopfweh, hallo Arzttermin, hallo Blutkontrolle, hallo Liebeskummer, hallo Arbeitskollege, der etwas gegen mich hat, hallo Strafmandat, hallo Depressionen, hallo Lärm, hallo Sorgenfalten, hallo Nervensägen, hallo Einsamkeit … Ja, auch das wird gagafein willkommen geheißen. Was einem wenig oder überhaupt nicht in den Kram passt. Es löst sich nicht gleich in Luft auf und verschwindet wie von Zauberhand – das wäre blauäugige Lügen-Esoterik – aber es verliert an Schrecken, wandelt sich vom Feind zum Freund, zum Exerzitien-Meister fürs Leben. Dann bekommt man einen größeren Kreativraum im Kopf, einen cooleren Zugang zu seinen Herausforderungen und gelangt eher zu einer heilvollen Lösung. Gaga-Exerzitien-Übungsanregung: Nonverbal-geistig redend, für offene Gagaisten auch flüsternd oder wenn man solo ist in Zimmer-, Wald- und Wiesenlautstärke. Auch mit Berührung. Ohrfeigenbäume besser auslassen! Wie fühlt es sich an, wie fühle ich mich dabei? Menschen, die man sonst nie oder sporadisch anredet, fallen auch unter die "Gaga-Exerzitien". Die freundliche Frau an der Kasse. Bewusst begrüßen, einen netten Tageswunsch zum Abschied. Steigerung der Lebensqualität. Bei ihr. Bei mir. Freiwilliges Gaga-Sein schützt vor geistig-seelischer Abstumpfung, vor Respektlosigkeit, Danklosigkeit, Gedankenlosigkeit, Herzlosigkeit … Hallo Schluss!