Die Tage werden kürzer und die Mundwinkel der Wetteransager immer länger. Ich steh auf die kommende Zeit. Novembermystik. Hat was. Frage nicht. Fein gewobene Nebelschleier hüllen die Umgebung sanft in ihr düsteres Grau. Es wird kühler um die Nase. Und endlich: Es gibt wieder „Mon Cherie“ zu kaufen. Gespenstisch schön, der November. Kahle Äste erscheinen einem wie knöcherne Finger, die zum Himmel weisen. Zu Novemberbeginn denken wir auch an jene, unsere Lieben, die wir bereits im Himmel wähnen. Die nicht mehr unter uns sind, rein körperlich, aber in unseren Herzen weiterleben. Durch unsere liebevollen Gedanken, die wir ihnen schenken. Ob an mich auch mal wer denken wird? An Sie? Und vor allem: wie? Also sind wir ab und an auch ein bisschen lieb! Allerheiligen ist da ja auch noch. Mit den so genannten Heiligen fangen die meisten nichts mehr an. Hat einen etwas modrigen Beigeschmack die Sache. Alt und verstaubt. Und heilig, was heißt das schon!? Was bringt mir das Ganze? Die berühmte Frage! Okay, einen freien Tag! Doch ob du es glaubst oder nicht, es steckt etwas mehr dahinter, weil wir alle darauf aus sind, heilig zu werden. Frage nicht. Weil heilig nichts anderes meint, als heil zu sein. Oder es endlich zu werden. Und nicht, alte Statuen in noch älteren Kirchen anzubeten. Es geht um Leben in Hülle und Fülle. In „heilig“, da wohnt das griechische „holos“ – ganz sein, heil sein, ganz werden. Ganz und gar. Ganz und gar du! Ein Original. Kein billiger Abklatsch, keine Raubkopie, sprich: neidisch auf andere schauen, was hat die, was können die anderen und ich nicht, um es schließlich abzukupfern. Dabei gehst du sehr oft an dir selbst vorbei, übersiehst deine Fähigkeiten, Stärken, das, was dich einzigartig macht. Das, was dich ausmacht. „(H)eilig“ passt so was von optimal in unsere Zeit! Aber hallo! Denn je eiliger wir es haben, je turbulenter alles und jeder wird und lauter und verrückter, je mehr Zerrissene herumlaufen, desto mehr Sehnsucht nach der Ganzheit. Dem Heiligsein also. Und verrückt geht es zu auf unserem Planeten. Mein lieber Schwan! Zwietracht, Hass, Intoleranz… Bist du nicht für mich, bist du gegen mich. Denkst du nicht so wie ich, dann ab in diese oder jene Schublade! Fundi! Kein Pardon! Da schadet es nicht, wenn die Zahl derer wächst, die ruhig und besonnen sind. Und liebevolle Menschen, die fehlen sowieso zu jeder Zeit an jedem Ort! Stocken wir ihre Zahl ein wenig auf, durch uns! Schöne, nicht-eilige Feiertage!