Der laute Schrei so mancher Augenblicke weckt das Verlangen nach wohltuender Stille. Wie wäre das schön. Jetzt und hier ein wenig Raum für sich alleine. Zur Ruhe kommen können. Keine Gelegenheit. Der Job. Die Kinder. Die fehlende Zeit. Dabei gäbe es doch Angebote zuhauf. Tage der Stille im Haus der Einkehr. Kloster auf Zeit. Wellnessurlaub in ländlicher Abgeschiedenheit. Meditation am Berg. Mamma mia, das wäre fein. Eine Handvoll Zeit für mich. Einen Platz zum Chillen. Aber natürlich, den habe ich doch. Sie ebenfalls. Jeden Tag halten wir uns dort auf. Mehrmals. Zuhause in den eigenen vier Wänden. Und in den vier Wänden unserer Arbeit. Mindestens ein solches Plätzchen hat jeder. Manche haben sogar mehrere davon: Das „Stille Örtchen“. Nomen est Omen. Sofern man es still sein lässt. Denn Homo-sapiens-Hightech will selbst dort nicht ohne Verbindung zur Außenwelt sein. iPhone und Tablet ermöglichen es dem Unruhegeist, während er seine kleinen und großen Geschäfte erledigt, seine kleinen und großen Geschäfte abzuwickeln. Dann gibt es noch die Stille-Örtchen-Lese-Ratte. Zeitunglesen am Locus. Vielleicht um die negativen Schlagzeilen gleich auf direktem Wege zu verdauen? Lassen wir dem „Stillen Örtchen“ doch seine Stille! Denn wo sonst ist man im Laufe des Tages so ungestört und mit sich alleine als gerade dort. Dort wird man zum Kurzzeit-Eremiten. Ein kleiner Retreat vom Alltag im Alltag. Was für ein Luxus. Besonders, wenn man am Kraftörtchen der Stille eine „Sitzmeditation“ einlegt, eröffnen sich mitunter überraschende Perspektiven. In sitzender Verneigung vor dem Wunder Augenblick. Das Örtchen des Spülens wandelt sich zum Ort des Spielens. Gedankenspiele. Ideenspiele nehmen ihren natürlichen Lauf. Unsere Fantasie wird aus ihrem engen Korsett befreit. Bauchgehirn und Kopfgehirn reichen sich die Hand und laufen wie Gott sie schuf über das weite Land des Alles-Ist-Möglich-In-Diesem-Augenblick. Das „Stille Örtchen“ bietet neben grenzenlosen Gedankenspaziergängen auch die Möglichkeit sich zu sammeln. Bei sich einkehren. Bei sich hinsetzen. Bei sich nachhören. Das Kopfchaos ordnet sich. Um wieder in neuer Frische ans Tagewerk zu gehen. Liebe Chefinnen und Chefs: Lobpreisen Sie daher die Toiletten-Eremiten-Pausen Ihrer Mitarbeiter! Allen anderen sei gesagt: Möge die Stille des Örtchens mit Ihnen sein!