Damit habe ich heute das Haus verlassen. Nein, ich bin kein passionierter „Flitzer“ vor dem Herrn. Doch irgendwie war ich schon nackt. Geistig-seelisch halt. Mit dem „Nix“ bekleidet. Das ist anfangs ganz schön ungewohnt und gar nicht leicht. Denn am liebsten sind wir mit „Etwas“ unterwegs. Man muss immer etwas tun, reden, denken. Das „Nix“ ist in der Welt des „Etwas“ verdächtig. Es riecht nach Ignoranz und Faulheit. Mein „Nix“ meint nicht, dass man seine Hände in den Schoß legt und bis zum Sankt Nimmerleinstag Daumen dreht. Mein „Nix“ ist ein aktives. Es integriert sich ins aktive Leben und blockiert dieses nicht – im Gegenteil. Beginnen Sie den Tag mit dem „Nix“. Gleich am Morgen, denn da erfolgt der Kaltstart unserer Gedankenmaschine, die von da an unaufhaltsam losrattert. Was muss heute getan werden? Wann muss ich wo und mit wem sein? Viele unserer Gedanken sind untermalt mit Sorgen, Ängsten, Selbstzweifel und negativen Erwartungen. Tun Sie heute alles, was Sie tun müssen, aber im Geiste des „Nix“. Ihrem „Nix“. Es soll Sie heute begleiten. Treten Sie mit einer neutralen Haltung an Ihre Tagesabläufe heran. Erwarten Sie nichts Besonderes und nichts Schlimmes. Beurteilen und verurteilen Sie nichts und niemanden. Auch sich selbst nicht. Erwarten Sie weder Lob noch Dank. Das erspart Enttäuschungen und man freut sich doppelt, wenn es unerwartet passiert. Damit macht man sich vom Außen unabhängiger. Die alten Griechen nannten es „Ataraxie“ – Gleichmut. Nehmen Sie alles so an, wie es kommt – ohne es zu kommentieren. Damit spart man Lebenszeit und Lebensenergie. Halten Sie heute niemanden und nichts fest. Nirgends anhaften. Das „Nix“ hilft beim Loslassen der Gier nach diesem und jenem. Es macht Platz für kreative Energien und wohltuende menschliche Eigenschaften. Wenn Sie wieder vom „Nix“ wegdriften und auf das allmächtige „Etwas“ zusteuern, dann werfen Sie einen Hilfsanker aus. Dann sagen Sie laut „NIX!!“. Wenn Sie wieder mal über den Fahrstil Ihres Vordermannes fluchen wie ein Rohrspatz, dann „Nixifizieren“ Sie sich. Das „Nix“ hilft, sich nicht so wahnsinnig ernst zu nehmen. Es hilft gute Chancen zu erkennen, die man mit verbissener Ernsthaftigkeit gar nicht gesehen hätte. Wie viel davon wohl schon vorbeigezogen sind? Bei mir waren es schon einige. Bei Ihnen?