„Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh…“ Vollkommen crazy wie ich nun mal geworden bin, lege ich noch ein Scheit nach: Redet mit euren Schuhen. Fragt sie. Lobt sie. Tretet nicht so achtlos in ihnen auf ihnen herum. Poliert sie hingebungsvoll, streichelt sie zärtlich. Quasi Schuhfetischist? Eigentlich nicht so recht, obwohl so ein hübscher Frauenfuß mit koketten Highheels und schlanken kniehohen Stiefeln, das kann schon was. Mein lieber Schwan. Da kniest dich nieder. Fuß-Garagen haben was zu erzählen, weiß Gott! Was die so alles mitmachen in ihrem schuhigen Dasein. Bevor man sie sein Eigen nennt, haben die allermeisten schon eine Reise um die halbe Welt hinter sich gebracht. Die Mehrzahl sind Asiaten oder Osteuropäer. Jeder Schuh hat seinen eigentümlichen Charakter, sein individuelles Profil, wenn man so will. Offenherzige Sandalen, korrekt geknotete Businesstypen, mediengeile TV-Tanzschuhe, coole usedlooked, maschinell auf abgefuckt getrimmte Freizeittreter, weltverbessernde Jesusschlapfen, rustikale Naturbuschen, Kamikaze-Schischuhe auf der Streif in Kitz, traumatisierte Soldatenstiefel, vegane Lederverweigerer, eingerauchte Hanfschuhe. Und die Crocs, die wunderbaren Couchpotatoes in Schuhtopia. Dann gibt’s da noch die Schuhmis, hochgeschwinde Hightechlaufpoliden. Und so weiter und so fort. Schuhe, soweit unsere müden Hühneraugen-Blicke reichen. Nicht von Rubens gemalt, vom Leben gezeichnet. Viele Ein- und Abdrücke hinterlassend. So mancher Schuh ist ein Naturtalent in Sachen Psychologie. Ja, wirklich. Der spürt den Fuß und weiß gleich, was da gespielt wird. Wahre Seelenbeschauer und Schuhniversalgelehrte sind das. Nichts im Schuhniversum ist ihnen fremd. Menschliches erst recht nicht. Die haben das, was unter den Füßen als „Drittes-Hühner-Auge“ bekannt ist. Mit dem schaust du direkt in den Kern der Weisheit pur. Ohne Scheiß. Sie, diese Schuhgenies, gehen die Sache, den Menschen also, verkehrt rum an. Stellen ihn quasi auf den Kopf. Nicht am Kopfhirn wird gewerkelt, nein, am Fußhirn hantiert. So schlau sind die: Spreiz, Blatt oder Hohl? Lebt gerne auf großem Fuß? Bewegt sich liebend gerne auf kostbaren Echtholzböden des Lebens. Diese Füße gehen auch mal über „Leichen“, wenn es ihnen was bringt. Hasenfüße. Haben schon früh gelernt, schnellen Schrittes das Weite zu suchen, wenn es zu Konflikten, Herausforderungen, Entscheidungen oder so kommt. Leichtfüße. Nehmen alles locker, überwinden Hindernisse ohne viel Mühe. Denen gelingt einfach alles. Haben ein goldenes Füßchen. Alles, wo sie drüber latschen, wird zu Gold. Man könnte sagen, die haben den richtigen Riecher. Und zu riechen bekommt so ein armer Kerl von Schuh mitunter nicht gerade wenig. Frage nicht. Manche Schuhe haben Weltkarriere gemacht. Die Stiefel vom Gestiefelten Kater. Kennt praktisch jedes Kind. Manche Schuhe verhalfen Step by Step zu Hollywood-Ruhm. Ginger Rogers und Fred Astaire. Wieder andere beschuhen mächtige und ganz vornehme Persönlichkeiten. Im Vatikan residieren die Schuhe des Fischers, umgangssprachlich Papst gerufen. Auch schon mal in königlichem Purpur geledert. Die Schuhe, nicht der Papst. Die gewähren hoffnungsfrohen Pilgerschuhen Audienzen. Shuhrbi et Orbi, kann ich da nur sagen. Manche Schuhe sind Geheimnisträger, tragen also geheimnistragende Politiker auf ihren schmalen Sohlen. Nicht selten ob solcher Verantwortung: Stolpergefahr! So schnell kannst du gar nicht schauen, liegst du da. Da vergeht dir Hören und Sehen. Halleluja! Meine lieben Schuhe, wohin habt ihr mich schon getragen? Da werden Erinnerungen wach. Bei jedem Wetter ohne Wenn und Aber. Ob Nass, eiskalt, trocken, matschig, asphaltiert, schlammig, sandig, irre heiß… die kennen da nix. Zäh wie Leder halt. Hühneraugen zu und durch. Überall wo nur geht. Auch durchs Wasser, Goretex sei Dank! Was für Abenteuer haben wir durchschritten und durchgestanden! Da wird mir heute noch ganz schuhmmrig vor Augen. Alter Schwede! Freude, Trauer, Sorgen, Liebeskummer, Glück, Enttäuschungen, Erfolge, Blamagen…Nicht selten haben wir gestampft vor Wut. Wie oft wollten wir dem ein oder anderen in den Weißt-Eh-Schon-Wohin treten!? So manche Abzweigung haben wir falsch aber souverän genommen. Irrwege, Umwege. Was liegt noch vor uns? Bis ich am Ende meiner Pilgerreise meine Patschen (österr.: Hausschuhe oder breite Autoreifen, in diesem Fall natürlich ersteres!) aufstelle, also ins Gras beiße und jenen Weg antrete, auf dem Schuhe wirklich keine Rolle mehr spielen.