Ein etwas betagter Geistlicher aus meiner heimatlichen Alpen-Republik hat vor nicht allzu langer Zeit für eine wahre Berufungswelle gesorgt. Für eine Selbstberufungswelle. Etliche haben sich selbst als Moral-Apostel eingesetzt. „Es gibt kein Christkind!“, so genannter Hochwürden in einer Volksschulklasse. Proteste soweit das medienmüde Augen reicht. Vom Kirchenchorleiter bis hinauf zum Kardinal. Vom Elternverein bis zum Kameradschaftsbund. Aber liegt Herr Pfarrer denn so daneben? Seit Jahrzehnten zieht der Weihnachtmann – aufgeputscht durch ein koffeinhaltiges Sprudelwasser, vielleicht ist die Weihnacht deshalb so aufgedreht? – durch ganz Europa. Kaufen kann man Weihnachten schon Ende Oktober oder noch früher. Wenn ich das Christkind wäre, dann würde ich freiwillig Reißaus nehmen! Stinkefinger inklusive! Frage nicht. Christkindlicher Weihnachtsfriede: Was ist das schnell noch mal? Schau doch, wie es zwischen Menschen zugeht! Und am 24. Dezember in vielen besinnlichen Haushalten! Wie viele sitzen da am überfrachteten Weihnachtstisch und haben sich schon lange nichts mehr zu sagen. So von Mensch zu Mensch halt. Etwas Echtes und Schönes und Liebes. Wie „Der kleine Lord“ zu seiner Mutti oder seinem sturen Lord-Opi. Halbherzige Geschenke gehen vor einem netten Miteinander. Haben statt Sein – wie halt überall! Wer nix hat, nix geben kann und auch niemanden hat, der fühlt sich in dieser künstlichen und hohlen Weihnachts-Harmonie-Blase doppelt mies. Und traurig sowieso. Unfrohe Wein-achten! Nicht wenige verzweifeln und zerbrechen sogar an diesem Tag. In dieser Nacht. Was ja total absurd ist. Und irgendwie pervers. Weil ja Weihnachten gerade das Gegenteil möchte. Licht und Leben und Funkeln in den Augen. Was ist aus Weihnachten geworden? Was haben wir daraus gemacht? Stress. Laufen von Shopping zu Shopping, so rasant, dass du achtlos an der Krippe vorbei huschst. Du das Christkind übersiehst, das dich anschauen möchte mit seinen kindlichen Augen und dich an dein Kind in dir erinnern möchte. Das noch staunen konnte über so simple Sachen wie die ersten Schneeflocken oder über den betörend guten Duft von Tannenzweigen im Haus. Und dann der Nervenkitzel beim heimlichen Abschneiden des Christbaumes im Klosterwald. Mein lieber Schwan. Kommt der Förster oder nicht? Was könnten wir noch aus Weihnachten machen? Wenn wir nur ein wenig umdenken und umfühlen könnten? Diese Weihnachten vielleicht schon? Zu rasch? Schon zu tief drinnen im Vorbereiten des Perfekten?