Spieglein, Spieglein an der Wand… in den Handtaschen, Frisiersalons, Umkleidekabinen automobilen Sonnenblenden dieser Welt…sitzt alles, flutscht alles? Passt mein Ausschauen um Himmels Willen und Wollen zum Zeitgeist dazu? Bin ich hoffentlich nicht so ein Zeitgeisterfahrer und düse gegen den Strom und gehör nicht mehr dazu? Furchtbarer Gedanke! Husch, weg, weg! Sitzt die Frisur? Bin ich picobello geleckt und perfekt? Bin ich schön? Meine Güte, was bin ich schön! Narziss und Narziss. Goldmund verpiss dich! Spiegelkabinett der Eitelkeiten. Jeder sieht sich so, wie es ihm am besten gefällt. Spiegelillusionen. Dabei ist Spiegel ehrlich. Und brutal. Brutal ehrlich. Wenn du den Mut hast, dir lange darin in deine Augen zu schauen. Von Spiegel zu Spiegel. Weil Augen ja auch Spiegel. Deiner Seele, oder wie man dazu sagt. Spiegelmeditation. Warum nicht!? Leute sagen, heute alles Meditation. Das Lesen, Kochen, Bügeln, Unkrautzupfen…Komisch. Trotzdem stehen wir alle neben uns. Sind außer uns. Da läuft was verkehrt. Deshalb schau die Welt im Spiegel an. Spiegelverkehrt. Schau dich an. Steh einmal 10, 15 Minuten mit dir vor einem Spiegel und schau dir in die Augen. Du wirst staunen, was da abgeht! Fast unheimlich! Beachte dich wenigstens selbst einmal, wenn schon andere achtlos und anonym an dir vorübergehen oder dich nur als funktionierendes Ding anschauen oder dich als Konsumtrottel ausnutzen und missbrauchen. Der da im Spiegel wird dir Fragen stellen. Mit dir reden. Zum Teil unangenehme Tatsachen ansprechen. Dir einen Spiegel vorhalten. Da brauchst du Mut! Quasi Spiegel-Eier. Spiegel haben mich schon immer in ihren Bann gezogen. Als Kind hatte ich einen alten viereckigen Spiegel, mit dem ich oft gespielt habe. Habe ihn auch mit nach draußen genommen und mir die Welt durch diesen Spiegel angeschaut. Die Welt im Spiegel. Die war so ganz anders. Viel schöner. Reizvoller. Geheimnisvoller. Oft wäre ich gerne in diese Spiegelwelt gestiegen. Alice-Im-Wunder-Land-Sehnsucht. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Welt im Spiegel die weitaus bessere ist. Dass alles, was gut ist, gut bleibt, aber das Schlechte, die Bösartigkeiten, die Kriege, der Hunger, der Terror, die Ausbeutung der Natur, die Vergewaltigung unseres Klimas und Planeten sich spiegelverkehren. Somit geheilt und gesund werden. Dass die Spiegelmenschen wirklich menschlich sind. Voll von Liebe und Mitgefühl. Vielleicht schauen wir deshalb so gerne in den Spiegel. Nicht aus Eitelkeit, sondern weil Seele ein unbewusstes Sehnen nach dieser Spiegelwelt verspürt? Mann, wie gerne würde ich heute noch hinter meinen Spiegel steigen! Und nichts und niemanden vermissen.