Nach den weihnachtlichen Feiertagen legte ich die köstlichen Weihnachtskekse meiner lieben Mutter Christine – das eigentliche Frauchen bzw. „Hausmädchen“ von Kater Maxi – schweren Herzens beiseite, packte meine sieben Sachen, mich beim Schopfe und verflüchtigte mich in die Eremiten-Einsamkeit. In eine einfache Hütte inmitten unberührter Natur. Mein Weg dorthin führte mich vorbei an Maria, genannt „Maria von der Leitn“ („Leitn“: steil abfallende Wiese). Maria ist junge 80+, bewohnt alleine einen geschichtsträchtigen Bauernhof, der hoch über meinen Heimatort thront. Bei Maria bekam ich heißen Tee und eine Unterweisung in Sachen „Auf-den-Tisch-Hauen“. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge, sagt was sie denkt und haut auch schon mal auf den Tisch, wenn es darum geht, sich oder anderen Gehör zu verschaffen. „Trau dich“, „habe Mut“ und „komm bald wieder!“ gab sie mir als Wegzehrung mit auf den Weg. Als ich bei der „Eremitenhütte“ ankam, war es schon Nacht geworden. Bevor ich hinein ging, genoss ich noch den Ausblick. Eigentlich Hochblick, da die Hütte von Wald gesäumt wird. Beschützt. Behüt(t)et. Die Natur trug Neuschnee und Mondlicht. Und Stille. Was für ein Dreiklang. In der Hütte machte ich meine von mir erdachten „Tabula-Rasa-Exerzitien“. Leer werden. Damit ich für das Neue im kommenden Jahr Platz schaffe. Ruhig werden. Innenschau halten. Abschalten. Den Kopf frei machen. Das Herz weit machen. Die Augen öffnen. Staunen. Loslassen, was einen hindert, ein netterer Mensch zu werden. Begegnung mit sich selbst. Mit seinen Schattenseiten. Mit seiner Wut. Mit seinen Ängsten. Mit seinen Sehnsüchten. Sich fallen lassen. Ohne Netz. Auch ohne Inter-Netz. Und Handy und medialer Dauerberieselung. Nur der Schnee rieselte – leise. Tabula rasa. Die Tafel löschen. Damit Platz wird für die neuen Skizzen des Lebens. Zu meinen „Tabula-Rasa-Exerzitien“ gehört unter anderem auch ein Kurz-Lauf im Schnee. Barfuß. Ein paar Minuten. Langsam, meditativ. Die beste Art, Achtsamkeit im Hier und Jetzt zu üben. Denn die eisige Kälte, die über die Fußsohlen den ganzen Körper quasi elektrisiert, lässt keine anderen Gedanken zu. Kältetherapie. Nicht nur wirksam bei chronischen Schmerzen, sondern auch bei chronischen Grübeleien. Wer ganz hart ist, der kann auch bis auf die Unterhose bekleidet den „Tabula-Rasa-Lauf“ machen. Danach den ganzen Körper mit Schnee einreiben und ab in die Hütte. Was für ein Gefühl. Das zweitschönste im Leben. Angeblich. Zu meinen „Tabula-Rasa-Exerzitien“ gehören auch noch Meditationen und ein paar andere Übungen. Mehr darüber vielleicht in einem weiteren Glyxletter. Oder Buch. Erfülltes 2015er!