Vielleicht erinnern Sie sich noch. Ab und zu habe ich die große Freude, mit Kater Maxi Zeit zu erleben. So auch gestern. Gemeinsam machten wir eine Inspektion seines Heimatreviers. Dabei durchquerten wir auch einen schönen Garten. Ich tat es meinem pelzigen Begleiter gleich und beschnupperte die mannigfaltige Blumen- und Kräuterpracht. Beim Lavendel traf ich einen alten Freund aus Kindertagen wieder. Hatte ihn fast schon vergessen. Lange nicht gesehen. Sein Name – das STAUNEN. Gemeinsam begaben wir uns ins Miniversum des Lavendels. Sein betörender Duft stieg mir tief in Nase und Seele. Reges Treiben auf und um ihn herum. Biene, Hummel und Schmetterling labten sich am süßen Nektar. Eine Spinne fertigte ihr raffiniertes Netz und wartete dann mit stoischer Ruhe auf unachtsamen Nahrungsvorrat. Ein Regenwurm flüchtete vor den heißen Sonnenstrahlen in die kühlen Tiefen von Mutter Gartenerde. Eine Stunde verging wie im Flug. Das Staunen hatte mich in seinen Bann gezogen. Das Staunen ist ein Beobachten ohne Vorurteile und ohne Erwartungen. Man staunt über das zu Bestaunende um seiner selbst Willen. Man unterbricht den ständigen Drang, alles zu benennen, zu analysieren, zu katalogisieren, zu bewerten. Staunen sagt: let it be! Und lass es zu! Der Lavendel war nicht der Lavendel, die Heilpflanze mit diesen und jenen Inhaltsstoffen. Er war einfach ein lebendiges Gegenüber, das wahrgenommen werden möchte. Ich griff nach ihm um ihn zu be-greifen. Das Staunen ist Freude über die Vielfalt dessen, was ist. Es sagt, dass es gut ist, wie es ist. Staunen Sie auch über sich selbst. Auch Sie sind toll, wie Sie sind. Und schön. Das Staunen macht dankbar und vertreibt den Stolz und die Selbstverständlichkeit. Und es schenkt Freude: „Staunen nur kann ich und staunend mich freuen“, so ein alter Liedtext. In diesem Sinne: Staunen Sie mal wieder! Über alles, was Ihnen heute so begegnen mag.