Schnee fällt. Das erste Mal in diesem Jahr. Kaltweiß gezuckerte Adventzeit. Schneefall. Schnee und Fallen und Advent passen gut zusammen. Advent-Punschisten fallen schon mal oft und gerne auf ihre weichen Hinter-Backen. Ob ihrer hochprozentigen Vergeistigung. Es gibt für jeden Bereich des Lebens den dazugehörigen Fall. Das ganze Leben, ein Fallbeispiel!? Die Geburt. Zufall oder doch so etwas wie Bestimmung? Gar eine göttliche? Manche empfinden den eigenen Fall ins Leben als Glücksfall andere wiederum als einen schönen Reinfall. Schönes Fallen. Gute Zufälle. Die Briten fallen in die Liebe, wenn Amors Pfeil sie trifft. Das hat irgendwann den Kniefall zur Folge, wenn man vor der Angebeteten kniet und der Ernstfall eintritt und man um ihre Hand anhält. So stelle ich mir das halt als ehemals unheilbarer Romantiker vor. Bei mir war es noch nie der Fall. Mit den Jahren aber wird meine Romantik zusehends von der Realität aufgeklärt. Viel Fall bringt ein langes Leben mit sich. Der ein oder andere Unfall oder Krankheitsfall stellt vieles auf den Kopf und in Frage, ein Notfall kann das ganze Leben durcheinander bringen oder einen den nötigen Schubs nach vorne verleihen. Nicht selten ein Ausfall und man gelangt zur Einsicht, dass es ist an der Zeit ist, ein wenig zurückzustecken. Plötzliche Einfälle können das bisherige Handeln und Denken in eine neue Richtung lenken. Anfälle sind uns auch sehr vertraut. Wutanfälle, welche die Selbstbeherrschung und eventuell erreichte Herzensruhe ins Schwanken bringen. Anfälle von Selbstmitleid und Nostalgie, wenn einem das gegenwärtige Leben auf die Nerven geht. Todesfälle, die Trauerfälle verursachen und Angst erzeugen. Weil es uns an den eigenen letzten „Großen Fall“ erinnert, das Fallen in die größte Ungewissheit. Fallenlassen, das ist ja groß in Mode bei diversen Managerkursen und Selbsterfahrungsretreats. „Lass dich doch einfach fallen, dein Partner hinter dir fängt dich schon auf, vertraue einfach!“ Da bin ich immer skeptisch und außerdem möchte ich mich nicht bei jedem Menschen fallen lassen, im realen Leben meine ich! Sie? Bei den meisten würde man wohl hart auf den Boden knallen. Ins Leben fallen, ja, dem Schicksal vertrauen, ja, mit ein paar Abstrichen, ins „Göttliche“, ja, wenn es etwas anders ist als uns vielfach eingeredet wurde und wird. Einer meiner christlichen Meditationslehrer hat mir einmal einen Satz mit auf die Reise gegeben, der mich heute noch sehr oft trägt und mir die Angst vor dem ein oder anderen Fallen nimmt: „Man fällt nie weiter, als in die Hand Gottes!“ Das neutralisiert sehr oft die eine oder andere Angstfalle, in die man tappt oder in die man von dem einen oder anderen Rattenfänger getrieben werden sollte. Fallen Sie gut in den Advent und lassen Sie in diesem Jahr wirklich einmal den irrsinnigen Kommerz-Weihnachtsstress wohin auch immer fallen!