Papst (gewesen), trällern die Bayern. Wir sind Weltmeister, wir sind Olympia, wir sind „Oscar“, wir sind in einer medial-hysterischen Co-Schwangerschaft mit British-Kate und hatten mittlerweile eine mediale Co-Entbindung mit British-Kate. Wir sind Song-Contest, wir sind Conchit-a; -er (Ist-Mir-Eigentlich) Wurst, wir sind das glücklichste Land, wir sind das gebildetste Volk, wir sind stolze Patrioten … Spinnen Sie weiter! An dieser Liste. Ich mag nicht mehr. Und ich kann es nicht mehr hören, sehen und lesen. All das, was „Wir“ nicht alles sind. Wir sind Wir-Sager. Ein Stück vom Ruhm, vom Erfolg, vom Ansehen, einer einzigartigen Leistung, des Großartigen fiktiv kosten. Sich im „Wir-Sind-Stolz-Gefühl“ wälzen. Wenn auch nur für Augenblicke. Soviel Mitfreude, Solidarität, Empathie. „Ist doch schön!“, werden Sie sagen. Doch noch ein Fünkchen Hoffnung, dass nicht alle Menschen heillose Egos sind? Liegen Sie richtig? Und ich bin ein Schwarzseher? Ein Frusti vor dem Herrn? Wobei sich die „Wir-Sind-Euphorie“ ausschließlich über das Schöne, Angenehme, Wohltuende schmiegt. Ich persönlich habe noch nie gelesen oder gar selbst gesagt: Wir sind Obdachlose und haben Hunger. Wir leiden Kälte und haben Durst. Wir sind heimatlose Flüchtlinge auf der Suche nach einem menschenwürdigen Leben. Wir ertrinken auf unserer Sehn-Flucht – im blauen Mittelmeer. Wir sind Tschernobyl, wir sind Fukushima. Wir strahlen. Radioaktiv. Wir sind gefangen in Labors, leben in Käfigen und müssen für medizinische Versuche unser Leben hingeben. Für die „Krone“ der Schöpfung. Weil nur der Mensch zählt. Und alles andere nix wert ist. Wir werden abgeholzt. Wir werden gejagt und ausgerottet. Wir sterben aus. Nach uns kräht kein Hahn. Wir werden in Gefängnissen gefoltert. Wir werden verfolgt. Wir werden vertrieben. Wir werden entrechtet. Wir werden mit Füßen getreten. Wir werden überfischt. Wir ersticken in Plastik. Wir sind fein-verstaubt. Wir schmelzen dahin, am Nordpol, am Südpol. An den Gletschern dieser Welt. Allumfassende Solidarität. Im Guten wie im Schlechten – ein Wir. Wie würde unser aller Leben dann aussehen? Wenn wir alles wären? Und irgendwie sind wir das ja auch. Wir sind eins mit allem und allen. Kreislaufend kommt alles irgendwann zurück. Wäre ja einfach, wenn nicht „Würde“ im Weg wäre. Nicht die, sondern das Würde. Würden die anderen damit anfangen, sich zum Besseren zu ändern, dann würde ich es ja auch tun. Aber da niemand damit anfängt, bin ich auch kein Trottel! Somit haben wir ein Würde-Schlamassel. Das unentschlossene „Würde“ verhindert diesem und jenem ein Leben in Würde. Würden wenigstens Sie mir ein gutes Vorbild abgeben, damit ich aus meinem Würde-Lethargie-Schlaf aufwachen kann?!