Jede Jahreszeit hat ihren eigenen Charakter. Der Frühling steht für das Neue. Der Sommer schenkt uns die Langsamkeit. Der Herbst entlockt den meisten ein Dankeschön. Der Winter heizt uns eiskalt ein. Seine Frostnatur zaubert ein gesundes Rosa auf unsere Wangen. Und laufende Nasen inmitten unserer Antlitze. Mit seinen frostigen Fingern dekoriert er für sein Winterleben gerne. Die Landschaften mit funkelndem Schneeweiß. Die Regenrinnen des Landes mit Zapfen aus gefrorenem Nass. Gerne bedeckt er die Täler mit zeitlos modischem Hochnebelgrau. An guten Tagen taucht er den Wintersonnenhimmel in außergewöhnlich schönes Hochstimmungsblau. Der Winter ist im Grunde ein stiller Zeitgenosse. Er mag es beschaulich und besinnlich. Und zuweilen auch romantisch. Deshalb dimmt er schon zeitig das Tageslicht herunter. So ziehen sich die Menschen lieber in ihre vier Wände zurück und kuscheln sich dort ein. Unter ihre warmen Kuscheldecken, mit ihren Kuscheltees, an den Kuschelschultern ihrer geliebten Kuschelmenschen auf ihren Kuschelsofas, auch mit ihren Kuschelhaustieren, Kuschelbüchern, Kuschelfilmen… Das schönere Geschlecht sehr gerne noch mit warmen Kuschelsocken und/oder Kuschelwärmflasche. Der Winter ist der Moment des Rückzugs, des Nachdenkens, des Runterkommens, des Aufatmens. Zeit für die „Kontemplation“, wie es auf mönchisch genannt wird. Der Winter schenkt uns die Chance der Nähe. Dass man mit seinen Liebsten wieder etwas näher zusammenrückt. Mit dem Körper. Mit den Emotionen. Der stressige Alltag, die Einstellung der Selbstverständlichkeit und der Gewöhnung machen das manchmal vergessen. Nicht nur die „Milka-Kuh“, nein, auch der Winter stupst an und fordert: „Trau dich zart zu sein!“ Die Kälte draußen lässt uns deutlicher unsere „Inneren Feuer“ spüren. Wo, bei wem oder wobei wird mir warm uns Herz? Woran möchte ich mich in meinem verbleibenden Leben noch wärmen? Sprich: Was noch machen, erreichen, gestalten? Der Winter ist dunkel. Wir haben Sehnsucht nach Licht. Licht ist Leben. In so mancher Winternacht kann uns das eine oder andere Licht aufgehen. Über das eigene Leben. Bin ich Licht für andere? Habe ich Mut zu leuchten, oder stelle ich mein Licht oft unter den Scheffel? Nicht aus Bescheidenheit, sondern aus Angst, Scham, meine Stärken zu zeigen? Solche und ähnliche Wintertags-Fragen können einen schon mal aufs Glatteis führen. Wintern Sie gut! Bis der Schnee kommt bleibt nur eins: Abwarten und Kuscheltee trinken!