Wenn mir mein Kopf wieder einmal zu schwer wird, dann stecke ich meine Füße in Schusters Wander-Rappen und gehe auf einen Berg. So geschehen letzten Samstag. Ich wanderte zu einem meiner persönlichen Kraftorte. Vor Urzeiten zelebrierten dort Druiden ihre Rituale. Es ist ein alter Kultplatz. Kult ist mittlerweile auch das Wandern. Beim Wandern kommt etwas in Gang. Man selbst und eine innere Katharsis. Die feine Brise der klaren Bergluft durchlüftet Kopf und Gemüt. Schritt für Schritt entfernt man sich vom hektischen Getrieben-Sein seines Alltags. Man geht in und durch die Natur und spürt so seine eigene Natur. Die Natur seines Mensch-Seins. Lässt man unterwegs seinen Blick ins Tal hinunter gleiten, dann erscheint einem alles viel kleiner. Nicht nur die Menschen, Häuser, Straßen und Autos. Auch sorgenvolles Grübeln, ängstliche Erwartungen, Zweifel, Eitelkeiten und aufgeblähte Egos. Beim Wandern kommt man sich selbst ein Stückchen näher. Man geht vorwärts und man geht in sich. Man kommt zu sich. Man hat Zeit für eine Inventur. Man wird zwangsläufig zu einem Wanderphilosophen. Was schleppe ich alles in meinem Rucksack des Lebens mit mir herum? Was davon brauche ich tatsächlich? Welcher „Proviant“ nährt mich wirklich? Was kann ich loslassen? Was muss ich hinter mir lassen, damit mir bei meiner Wanderung durch das Leben nicht vorzeitig die Puste ausgeht? Wie viel unnötigen Ballast trage ich eigentlich so mit mir herum? Wohin geht meine Lebens-Berg-Wanderung? Welchen Gipfel trachte ich zu erreichen? Welche Gipfelpunkte wollen Sie noch erwandern? Ich möchte noch einige anpeilen. Ein ganz wichtiger davon ist der Gipfel der Zufriedenheit. In „Zufriedenheit“ steckt „Frieden“ drinnen. Frieden mit sich selbst, der Welt, den Menschen, seinem Schicksal. Ich habe das Gefühl, dass ich bei jeder Bergwanderung diesem Gipfel ein wenig näher komme. Nämlich dann, wenn ich auf einem Berggipfel stehe: über mir der weite Himmel, vor mir ausgebreitet die wunderschöne Schöpfung. Und ich darf inmitten dieser Pracht Lebenszeit verbringen. Muss man da nicht Zu-FRIEDEN sein?