Die neuen Zahlen über das dicke Problem in Deutschland machen nun auch die Politiker mobil. Rund 37 Millionen Erwachsene und etwa zwei Millionen Kinder und Jugendliche haben in der Bundesrepublik einen Body-Mass-Index, der über 25 liegt. Beinahe die Hälfte der Deutschen, nämlich 45 Prozent bewegen sich zu wenig, sitzen lieber auf der Couch und gucken Sportschau. Und die Kleinen in unserer Gesellschaft wollen nicht mehr auf dem Bolzplatz Fußballspielen. Die trainieren nur noch ihre Daumenmuskulatur an der Playstation. Und das kommt teuer zu stehen. Die Kosten, die allein durch ernährungsbedingte Krankheiten entstehen, nehmen bereits 30 Prozent aller Gesundheitskosten ein. Über 70 Milliarden Euro im Jahr. Das ist zu viel. Und deswegen berät das Bundeskabinett heute über einen „Nationalen Aktionsplan“ gegen Übergewicht. Mit Hilfe dieses Plans will die Bundesregierung bis 2020 das Fett in Deutschland schmelzen lassen. Gesunde Ernährung und Bewegung sollen der Schlüssel für mehr Lebensqualität sein. Ziel ist es, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten der Deutschen anhaltend zu verbessern, die Zunahme von Übergewicht bei Kindern zu stoppen und die Verbreitung von Übergewicht zu reduzieren.
Und was soll nun im Aktionsplan verankert sein? Die öffentliche Hand muss Vorbild sein. Aha. Politiker werden sich wohl künftig aufs Radl schwingen und Curry-Würste meiden. Information und Bildung sollen verbessert werden, indem Lebensmittel klarer und verständlicher gekennzeichnet werden. Da bin ich ja gespannt. Der Verbraucher soll so vor Täuschung und Irreführung geschützt werden. Da ist einiges zu tun. Und Kindern will man in Zukunft von klein auf Wissen über Ernährung und Bewegung vermitteln. Zeit wird’s. Außerdem will die Bundesregierung das berufliche und private Umfeld so verbessern, dass mehr Bewegungsreize geschaffen werden. Find ich gut. Mir gefällt auch der Spielplatz für Senioren, den es jetzt in Berlin gibt.
Weiterer Punkt des Aktionsplans: Die Verpflegung außer Haus muss besser werden. Das Essen in Kindertagesstätten, Schulen, Kantinen, Krankenhäusern, Altenheimen, Restaurants, Raststätten und auch in Zügen und Flugzeugen soll an Qualität gewinnen. Wow, das wäre wunderbar. Und zu guter Letzt will man die wissenschaftliche Forschung intensivieren und unterstützen. Was will man denn forschen? Welche Pille hilft? Welche Margarine schlanker macht? Da muss man im Grunde nichts forschen. Man weiß alles: Xuntes Essen und Bewegung hält schlank.
In Arbeitsgruppen wollen die Politiker ihre Ziele nach und nach umsetzen. Von konkreten Gesetzesvorschlägen oder Verboten ist in dem Aktionsplan allerdings nicht die Rede. Schade eigentlich: Man könnte doch wirklich auf Junk-Food schreiben: „Der Genuss dieses Teils verkürzt ihr Leben.“ Macht man bei Zigaretten doch auch. Oder in Schulen die Softdrinks und Riegel verbieten.
Na, dann lassen wiruns mal überraschen, was Ulla Schmidt und Co. heute im Kabinett beschließen. Wenn’s nur xunt ist.
Herzlichst
Marion Grillparzer