Also heute früh, wie ich mit meiner Tasse Kaffe und meinen Hunden spazieren war, klopfte es. Ein Specht schlug fröhlich sein Dasein in eine Birke. Ich habe schon lang keinen Specht mehr gesehen. Und hab mich unglaublich gefreut über diesen kleinen Augenblick.
Gestern schlug ich die Süddeutsche auf, die „The New York Times“-Beilage. Da guckten mich zwei Affen an. Ein junger und ein alter. Canto und Owen. Eigentlich waren sie ja beide gleich alt. Eigentlich sehr alt für Rhesus-Affen, 25 und 26. Die werden etwa 27. Nur Canto, der jung aussehende hat das bessere Essen gekriegt. Mit täglich 445 Kalorien war sein Fell schöner, seine Haut glatt, er hat viel Energie und gesundes Blut. Anders Owen. Den hat man gemästet mit 885 Kalorien. Mit viel Fett – und noch mehr Kohlenhydraten. Das Ergebnis: Stumpfes Fell, Haare fallen aus, Runzeln ohne Ende, ziemlich dick. Er ist müde, bewegt sich langsam, leidet unter Arthritis. Sein Blut ist katastrophal, hohe Blutzuckerwerte, hohe Fettwerte.
Die Moral von der Geschichte: Man kann sein, was man nicht isst. Xunt, jung, fit, agil, gut aussehend… bis ins hohe Alter. Nur: Ein Laboraffe hat halt so wenig Entscheidungsfreiheit.
Bis bald
Marion Grillparzer