Heute morgen, als ich aus den Schlitzen meiner Sardinenbüchse in die Welt guckte, war der Himmel blau. Endlich. Wolf wecken, in die Laufschuhe schlüpfen. Laufen, bis einen Petrolblau bremst. Rechts wächst weißromatisch Peschici aus dem Felsen. Wir laufen den Strand entlang, blaugezäunte Weglein schmiegen sich die Felsen hoch, führen rüber in die nächste Bucht. Ein Fischer repariert eine Boje. Er muss nicht raus fahren. Die Beute geht ihm direkt an der Küste ins Netz. Tintenfische, Doraden … Das landet heute Abend in der Sopa di Pesche von Mama. Immer wieder wird mir klar: Das Glück findet man nicht. Es sucht einen. Bella Italia.
Das Glück. Es findet einen im alten Fischerviertel in Rimini. Im Fisch-Menü der Osteria Marianna. Es guckt aus dem Capucchino, der nirgends so gut schmeckt wie an der Theke einer italienischen Bar, egal ob in Pergola, Rom, Gubbio… . Es kühlt einem die Füße, wenn man morgens an der Adria spazieren geht. Es raubt einem den Atem, weil eine Herde wild lebender Pferde die Straße in den Marken überquert. Es bläst einen schier um, in den Wanderschuhen auf dem Monte Cucco. Es treibt einen die Tränen in die Augen beim Genuss des würzigen Bergkäse mit süßem Miele, von dem Vorspeisenteller von Meister Lampe auf dem Cucco … Es macht einen zufrieden, zurücklehnend nach dem acht-Gänge-Menü in der Osteria Andreina in Loreto. Es lässt einen ehrfürchtig erschauern, wenn man in der gigantischen Basilka die schwarze Madonna in den alten Mauern ihres Hauses sieht, das vier Engel aus dem heiligen Land nach Loreto brachten.
Ja das Glück. Es findet einen.
Auch wenn man in einer Blechbüchse unterwegs ist. Eine Schublade der Kleiderschrank ist. Die Küche aus zwei Camping-Flammen besteht. Das Himmelbett ein Meter über mir endet. Und ins Bücherregal nicht viel mehr als zehn Bücher passen. Eines davon: Osterie d’ Italia. Mit über 1700 Adressen ausgewählt und empfohlen von Slow Food. Vom Hallwag-Verlag. Das ist unsere Unterwegsbibel in den vier Wochen, die mein Mann Wolf und ich mit dem Womo durch Italien fahren. Denn Essen ist Glück.
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Bis bald,
herzlichst,
Eure Marion Grillparzer