Konnte am Wochenende mal wieder was spannendes Lesen. Diesmal steckte die Gefahr, die uns alle überrollt, in der Sojabohne. Was für ein Teil! Jahrzehnte lang stand in den Zeitungen, wie gesund sie ist. Keine Pflanze lieferte so viel wertvolles Eiweiß. Sie schützte das Herz vor Infarkt, beugte Osteoporose vor, linderte Wechseljahrsbeschwerden, schützte vor Krebs, stärkte das Immunsystem, hielt jung… Und nun? Ja, was interessiert uns unsere Meinung von gestern? Sagt die Wissenschaft – oder der Journalist? Heute ist Tofu gefährlich.
> Schließlich hat einer von 100 eine Sojaallergie. Nur zum Vergleich: Zehn Mal so viele leiden unter Milchallergie. Tierversuche haben übrigens gezeigt, dass die Allergiehäufigkeit der Milch durch das Homogenisieren um das 20-fache steigt. Unter Zöliakie, Glutenunverträglichkeit (Weizen), leiden hier zu Lande 1 von 500 (1 von 100 in USA). Und in Schweden stieg das Risiko mit der Zufütterung von Getreide drastisch an. Warum steht nicht in der Zeitung: Getreide-Brei ist gefährlich!
In der GINI-Studie (n = 2250) fand man bei 14 Prozent der Kinder im ersten Lebensjahr spezifische Antikörper gegen mindestens eines der untersuchten Allergene (Apfel, Banane, Birne, Ei, Erdnuss, Haselnuss, Karotte, Kartoffel, Milch, Eiweiß, Soja und Weizen). Am häufigsten waren Sensibilisierungen gegen Ei (5,6 Prozent) und Banane (4 Prozent). Warum steht denn nicht in der Zeitung: Ei ist gefährlich! Banane ist gefährlich! Oder: Karotte ist gefährlich! Kartoffel ist gefährlich… Alles ähnlich gefährlich oder gefährlicher als Soja. Was ist überhaupt nicht gefährlich?
>Die Sojabohne liefert Hormone, natürliche Hormone, Phytohormone. Das tun auch andere Pflanzen. Zum Beispiel Hopfen, Kürbiskerne, Karotte, Spargel, Leinsamen… Und Phytohormone haben eine Wirkung. Sie halten jung, helfen z.B. gegen Wechseljahrsbeschwerden, helfen Knochen aufbauen (Osteoporoseschutz), Brust- und Prostatakrebs vorbeugen…
Aber: Hat man einen Krebs, der durch Hormone wächst, tut er das natürlich nicht nur durch die künstlichen Pharmahormone, sondern auch durch Phytohormone. Wenn man sie hoch dosiert. Daraus macht dann der Negativ-Schlagzeilen-liebende Journalist: Soja erregt Krebs. Ich finde das unverantwortlich.
> Also: Die Hormone der Bohne schützen zwar gesunde Menschen vor Krebs, können aber einen vorhandenen Krebs zum Wachsen bringen. Darum warnt Wolfgang Wuttke, Endokrinologe an der Universität Göttingen – und diese Warnung sollte man natürlich verbreiten: „Frauen in den Wechseljahren, die krebsgefährdet oder an Brust- oder Gebärmutterkrebs erkrankt sind, sollten sich darum nicht über lange Zeit sojareich ernähren oder gar Präparate einnehmen.”
Was tun? Sie sind älter als drei Jahre, leiden nicht unter einer Sojaallergie und gehören nicht zur Krebs-Risiko-Gruppe, dann integrieren Sie ruhig auch Sojaprodukte wie Tofu, Sojajoghurt, Sojamilch, Miso, Sojasauce, fermentierte Sojabohnen (Tempeh) in Ihren Speiseplan – wenn er abwechslungsreich ist, müssen Sie sich vor Negativschlagzeilen nicht fürchten.
herzlichst
Marion Grillparzer