… wir leben in einem Märchenland. Da werden viele Märchen erzählt. Nicht nur von Mamis. Auch von Werbetreibenden. Sogar von Professoren. Weil alle Geld fürs Märchen erzählen kriegen. Auch Politiker erzählen Märchen. Die kriegen Stimmen fürs Märchenerzählen.
Nun gibt es bald ein Antirauchergesetz. Da freuen sich viele drüber. Das Gesetz kommt genau richtig. Zu einem neuen Antirauchermedikament.
Schön ist, dass alle Märchen ein happyend haben. Viele Menschen kaufen sich das Medikament. Hören mit dem Rauchen auf, gehen nur noch in den kleinen Landgasthof, der sich kein Nichtraucherzimmer leisten kann, damit der nicht pleite geht. Und wenn sie nicht gestorben sind, weil sie, wie 95 Prozent, dann doch wieder mit dem Rauchen anfangen, weil sie zum Beispiel eine Werbung sehen, dann leben sie noch heute.
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Sorry bin vom Thema abgekommen. Eigentlich wollte ich die Geschichte erzählen von den Biegen und Brechen, die unserer Märchenland unternimmt „Kohlenhydrate“ nicht als das darzustellen, mit was die Hexe den Hänsel gemästet hat. Las ich doch gerade in der Süddeutschen einen Artikel über „Einstiegs-Diät“. Wer auf Kohlenhydrate verzichtet, nimmt kurzfristig schneller ab – langfristig helfen aber nur wenig Fett und viel Sport.“ Da bin ich natürlich gespannt wie ein Flitzebogen.
Hinter dem „kurzfristig“ steckt 1 Jahr. Aha. Früher verstand man da ne Woche oder so drunter. Man untersuchte ein Jahr lang Low-Carb-Diäten wie Atkins, Zone und Low Fat, also solche die viele Kohlenhydrate und wenig Fett verschrieben. Low Carb a la Atkins & Co, so fanden die amerikanischen Forscher heraus, ist wesentlich effektiver, was die Gewichtsabnahme betrifft, und die Gesundheit litt nicht darunter – im Gegenteil Blutdruck, Insulin, Blutzucker, Fett- und Cholesterin-Spiegel wurden positiv beeinflusst. Da stand dann auch drin, dass das eigentlich gar nicht so neu ist. Hätte man 2006 schon herausgefunden, dass Low-Carb-Diäten zu schnellerem Gewichtsverlust führen – und die Blutwerte sich zum positiven ändern. Das reizt natürlich deutsches Professoren-Blut. Ein hoch angesehener Professor, der für viele Diabetes-Kranke zuständig ist, merkt an, man nehme bei Atkins zu wenig Ballaststoffe auf, und empfiehlt: „langfristig hilft aber nur Begrenzung der Fettzufuhr und regelmäßige körperliche Bewegung.“ Langfristig. Aha. Länger als ein Jahr. Nach einem Jahr muss man dann anfangen sich zu bewegen und Fett zu sparen. Versteh ich das richtig?
Man kann hier einfach nicht laut und ehrlich sagen: Unsere Ernährungsberatung läuft seit 50 Jahren schief. Man kann nicht sagen: Mit Kohlenhydraten wird Mist gemacht. Wir müssen unsere Ernährungsberatung grundlegend ändern. Man kann nämlich mit guter Ernährungsberatung auch Kohlenhydrate essen. Muss nicht drauf verzichten. Kann ganz gesund leben – ohne Verzicht. Low Carb halt. Cleverer: GLYX. Sorry, ich weiß, Eigenlob stinkt. Aber ich könnte da platzen vor … . Am gleichen Tag hab’ ich einen Brief von Bianca gekriegt. 30 Kilo weniger. Den Arzt braucht sie nicht mehr. Xunt. Ich glaub, den stell ich morgen mal ins web-log.
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Bis bald
Marion Grillparzer