Heute war ich auf dem DLDwomen (Digital – Life – Design) von Hubert Burda Media. Dort vernetzt Steffi Czerny, eine der wundervollsten Frauen die ich kenne, lauter interessante Menschen aus aller Welt – zu 98 Prozent weiblich. Ihr Motto ist immer: connect the unexpected. Und da ist sie, wie sie selbst sagt, eine “Trüffelsau”. Sie pickt für den DLD, lauter spannende Menschen heraus, die Unerwartetes erzählen.
Das Motto an diesem DLD: New rules, new values. Neue Regeln, neue Werte … Die Themen: leadership, social media, die Märkte der Frauen, das Verhalten der Konsumenten, Erziehung, Soziale Innovationen, Technik und natürlich Xuntheit. Ich plaudere jetzt einfach ein bisschen:
Herrlich fand ich einen Video-Clip mit einem Versuch, Menschen dazu zu bewegen die Treppe statt die Rolltreppe zu benutzen. Das ist ja so mein Thema. Wie bring ich den Menschen dazu Roggenschrotbrot zu essen, statt Baguette. Die Treppe zu nehmen … Die haben dann eine Treppe in Klavier-Tastaturen verwandelt. Und beim rauflaufen, gab’s dann die Töne dazu. Sehr lustig. Die sind dann rauf runter, gesprungen, haben experimentiert … Da steckte Bewegung drin. 66 Prozent mehr nutzten plötzlich die Treppe. Also: Eine Verhaltensänderung kriegt man, wenn man Spaß liefert.
Bewundert habe ich, ganz ehrlich, Ursula von der Leyen. Unsere Bundesarbeits-Ministerin. Auf die können wir schon stolz sein (da ist mir jetzt mal völlig wurscht, welche Partei). Ihre Mimik … Ehrlichkeit … Mitgefühl … Interesse …. Herz … Sie rät uns Frauen: “Sei Boss und hab Babies.” “Sei flexibel, verliere aber die Balance nicht.” “Lasst uns ruhig hart arbeiten, aber lasst niemals jemanden anderen dafür sorgen, dass Ihr schwitzt.” Und: “Die neue Technik macht uns mobil, öffnet Türen. Aber es ist ein Geschenk off-line zu gehen.” 2003 hat ihr Vater die Diagnose Alzheimer bekommen. Er lebt bei ihr. Sie versucht diese Krankheit nicht einseitig und düster zu sehen. Es gäbe auch helle Momente in dieser Welt. “Mein Vater singt, wenn es ihm gut geht.”
Von René Schuster, Telekom, erfuhr ich, dass weltweit 4,2 Milliarden Zahnbürsten in Benutzung sind und 4,8 Milliarden Handys. Weltweit sind 87 Prozent mobil vernetzt, 84 Prozent kriegen Wasser aus dem Hahn, 81 Prozent beziehen den Strom aus der Steckdose. Wau. Ehrlich gesagt war mir das so noch nicht klar. Dann eher schon, dass 79 Prozent der Frauen lieber ein paar Stunden täglich von zu Hause arbeiten würden. Das Beste am Ganzen: Ein afrikanischer Bauer profitiert vom smart-phone, weil er die tagesaktuellen Marktpreise erfährt. Und man ihn so nicht mehr übers Ohr hauen kann.
Andrew Robertson (BBDO) erklärte in seinem Vortrag “Was können wir von einem alten nackten Mann lernen”, dass wahre Kreativität nicht ist, etwas völlig Neues zu erfinden, sondern etwas gutes, schon vorhandenes zu perfektionieren. Und der alte nackte Mann ist der David von Michelangelo.
Meine Lieblingsstunde war die “About priming, Sex and Empathy”. Prof. Christian Elger, Universität Bonn, hat erzählt, wie sich das “priming” also so vorab so nebenbei auf uns losgelassene Wörter und Bilder auf unser Denken und Verhalten auswirken. Lesen wir einen Text mit negativen Adjektiven drin. Wie alt, deprimiert, müde … dann laufen wir um 20 Prozent langsamer danach. Sehen wir ein Foto von einer lachenden Frau, die im nächsten Foto ein Gewähr hält, halten wir selbst nach 15 Minuten auch den grinsenden Jack Nicholson für einen Bösewicht.
Die Hormonforscherin Dr. Anneliese Schwenkhagen hat so über Frauen und Hormone erzählt, dass ich mir mit Sicherheit das Buch besorge: “Women, Sex and Love”.
Fazit: Wir Frauen sind halt anders als Männer. Die wollen halt einfach. Und wir wollen halt erst, wenn fünf Hürden genommen sind, und über die muss uns der Mann halt ein wenig rüberbegleiten … Manchmal, wenn es mit der Libido so gar nicht gut steht, wenn man damit unglücklich ist, und auch sonst eher träge, dann rät Dr. Schenkhagen sogar uns Frauen zu einem kleinen bisschen Testosteron.
Völlig begeistert hat mich die Gehirnforscherin Tania Singer, vom Max Planck Institut. So was von charismatisch. Offen, herzlich … Da sieht man, dass sie das tut, von was sie spricht: Compassion-Training. Nicht Training der Empathie, davon haben wir Frauen oft zu viel. Wir leiden mit unseren Spiegelneuronen für alle anderen auch noch mit. Aber Mitgefühl, so wie es die Mönche empfinden, das zündet auch bei uns ein Lichtlein an. Glück, Zufriedenheit … Und dann schauen wir aus, wie Tania Singer … einfach umwerfend charismatisch. Davon erzähl ich sicherlich noch mehr .
Eine überaus spannende Tasse Kaffee hatte ich mit Martina Poetschke-Langer, Head Of The Unit Of Cancer Prevention at Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg. Sie sei ja immer auch auf der Suche nach guten Ratschlägen, wie man mit Ernährung Krebs vorbeugen kann. Ihr Problem: Die Studienlage dazu sei eine Katastrophe. Wissenschaftlich eindeutig fundiert könne man eigentlich zu so gut wie gar nichts raten. Beispiel: Riesen Studie mit Vegetariern. Die haben seltener Krebs. Darf man das jetzt sagen? Da Vegetarier auch viel seltener Rauchen, darf man das so eigentlich auch nicht behaupten. Ich riet ihr zu drei Regeln, die eigentlich keine Studien brauchen:
Genieße das Essen, ohne schlechtes Gewissen. Genießer leben nachweislich länger. Also haben sie auch seltener Krebs. Iss’ so, dass die Entzündungen im Körper zurück gehen (antiinflammatorisch), dann hast du ein gutes Immunsystem. Und ein gutes Immunsystem vernichtet täglich auch Krebszellen.
Guck, dass jede Kalorie viele gesunde Nährstoffe mit sich bringt. Sprich, iss das was die Natur auftischt. So unverarbeitet wie möglich. Dann nimmt man automatisch auch weniger Kalorien auf, hat einen niedrigeren glykämischen Index. Wenig Kalorien lassen länger leben … Ich denke, das darf man ohne schlechtes Gewissen auch ohne Studien empfehlen. Und da wüsste ich eigentlich noch mehr …
So, bleibt xunt,
bis bald, Eure
Marion Grillparzer