Und schließlich packt sie eine beste Freundin, einen Rucksack, fährt mit dem Zug nach Rom. Und tankt zwei Wochen pures Glück. Wie? Durch Neugierde und Treibenlassen.
Morgens am Tresen in der Bar bei einem Cafe und einem Croissant die Landkarte rausziehen. Gucken welche Ziele liegen in einem Radius von 7, 5 Kilometer – eines rausfischen und loswandern. So sind wir täglich 15 km gelaufen. Haben immer wieder den Standort gewechselt, in einem anderen kleinen Hotel übernachtet. Und morgens auf die Karte getippt: hier ... Und haben eben die bunten Dinge gesehen, die jeden Tag auf unserem individuellen Weg lagen. Schafe, Mohnblumenwiesen, Kapellen, Kraterseen ... Und die Dinge in uns drin: das Glück wie Kinder zu Lachen, das Reinigende zu Weinen, die heilende Kraft der Meditation, die einfach nur das rhythmische Gehen birgt. Die Lösungen, die einem irgendwie zufliegen und Problemchen wegschmelzen lassen. Genauso wie die Pfunde. Die Magie, die wir spüren, wenn wir vom typischen in den Horizont gucken uns auf ein Lindenblatt konzentrieren, einen Käfer, ein faltiges vom Leben gezeichnetes Gesicht ...
Das Latium steckt voller Schatzkästchen. Etruskergräber, Arenen, kleine Museen, Burgen, wunderschöne Kirchen. Und ist proppevoll mit freundlichen, fröhlichen Italienern, die man auf seinen Streifzügen durchs Leben kennen lernt. Wie Paola Falke. Die 70igjährige hat eine Falknerei ein paar Kilometer entfernt vom Bracciano-See. Sie bildet Falkner und Falknerinnen aus. Seit 35 Jahren. Vielleicht, weil sie so heißt. Mit Sicherheit, weil sie diese herrlichen Vögel liebt. Irma, einer 50 Jahre alte Adlerdame hat sie das Leben gerettet. Sie bekomm dort ihr Gnadenbrot. Ob ich auch mal möchte? Freilich. Schon steck ich im Lederhandschuh. Bekomm einen Kükenfuß zwischen die Finger. Und los geht’s. Tatsächlich landet dieser prächtige Raubvogel auf meiner Hand. Ein tolles Gefühl. Kommt in die Zum-ersten-Mal-Kiste. Das sind die Augenblicke, die man nie, nie, nie vergisst. Und die sollte man auch als altes Mädchen noch sammeln. Die halten nämlich jung. Tja, sie verjüngen.
Natürlich schmeckt die frittierte Artischocke, die Papadelle mit Spargel, die echte Cabonara und die Pinsa so viel besser, wenn man sich einen gesunden Hunger erlaufen hat. Und – ganz genau– diese Kalorie macht nie nie niemals dick.