Was schönes: Nun gibt’s mein Lieblingsbuch mit Fotos und neuen Geschichten. Fido. Das Glück hat Pfoten, das Chaos auch. Eine Geschichte zum Reinschnuppern: Fido stinkt I
12.58 Uhr. Gerade noch Zeit für eine Runde mit Fido und Timmi. Um 13.30 Uhr kommt Gregor Prächt, Startenor. So ein kleiner Pavarotti. Hübsch, charmant mit einer bezaubernden Stimme. Wir sind zum Interview verabredet über Powerwalken und Liederkomponieren.
Timmi, Fido und ich ziehen los, und nach 10 Minuten verschwindet Fido im Wald. Ich schone meine Stimme für das Interview.
Nach fünf Minuten bin ich nervös.
Nach sieben Minuten brülle ich. Fido kommt nicht.
Weitere drei Minuten später riecht es streng. Fido steht 50 Meter entfernt am Waldrand.
Wir machen uns auf den Heimweg. Der Geruch kommt mit. Entsetzlich, durchdringend, scharf, laut. Eine Kakophonie aus Aromen, die man umschreiben kann mit ammoniakisch, verwest, faulig, schweinedungartig.
Mist, Fidos rechte Seite ist grünbraun verschmiert.
Ich verfluche die Urhund-Gene, die meinen, sich auf solche Weise in einer Großstadt tarnen zu können.
13.25 Uhr kommen wir drei in einer entsetzlichen Wolke an der Haustüre an.
Um 13.28 Uhr hab ich Fido, dank Timmis Hilfe, unter der Dusche. Fido tut nämlich nur, was Timmi tut. Timmi steht ruhig unter der Dusche. Fido schmiegt sich an ihn. Reibt ihn mit seinem Duft ein.
Ich stehe vor der Entscheidung: „Sensitiv“ oder „Nerzöl“? Mache Fido erst mal so richtig nass.
Fido schüttelt sich. Eine braune Sauce verteilt sich auf der Jeans, dem weißen T-Shirt, in meinem Gesicht, an den Armen. Ich bade in stinkender Schweinedungverwesungssauce.
Es klingelt.
Ich shampooniere Fido mit „Nerzöl“ ein.
Es klingelt noch einmal.
Ich rufe: „Gleich, einen Moment!“
Fido flutscht mir zwischen den Armen durch, stupst die Türe auf, verteilt Schweinedungverwesungsnerzölschaum im Gang, im Wohnzimmer, im Treppenhaus…
Ich und eine Aromawolke öffnen die Türe…
Gregor Prächt hatte nur kurz Zeit. Ich musste trotz der widrigen Umstände mein Interview sofort führen. Er fragte mit einem süßen Lächeln, ob wir das an der frischen Luft machen könnten. Wir stellten uns im Regen auf den Balkon.
Danach fing ich die Hunde ein. Shampoonierte beide. Und ging selbst für eine Stunde in die Badewanne. Als die Hunde trocken waren, merkte man keinen Unterschied.
Ich shampoonierte beide noch einmal ein mit dem Nerzöl-Hundeshampoo. Als sie trocken waren, war der Geruch nicht mehr ganz so stechend, aber noch da. Timmi war okay. Aber Fido nicht.
Ich shampoonierte Fido noch einmal. Diesmal nahm ich Wolfs gelbes „Eau-Vitaminée“-Shampoo, das er zum Geburtstag gekriegt hat. Würde er sich nämlich nieeeee kaufen: Die Flasche kostet, glaub‘ ich, 20 Euro. Muss helfen. Man braucht davon nur eine haselnussgroße Menge, hat mir Wolf mal erklärt, der sehr sparsam mit der Kostbarkeit umgeht. Ich nahm etwa einen Tennisball, weil ein Hund ja hochgerechnet mehr Haare hat.
Als Fido trocken war, roch er wie Wolf mit einem leisen Hauch Schweinedung.
Das hat Timmi völlig irritiert. Er verfolgte Fido den Rest des Tages durchs Haus und versuchte, ihn zu begatten.
Abends kommt Wolf zur Tür rein und sagt: „Du kannst Dir nicht vorstellen, wie mir dieser Tag heute gestunken hat. Was riecht hier eigentlich so… ?“