Es gibt einen mir etwas unverständlichen Trend: quietschbunte Bars die merkwürdigen Tee servieren. Grauenhaften Tee. Völlig unenglisch. Und dermaßen …. – aber irgendwas muss ja an den langen Schlagen dran sein. Gemein, wie ich bin, schick ich mein Lieblings-Versuchskaninchen los – Verena Kohlhase testet:
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“Am Samstag fand ich mich auftragsgemäß am Hauptbahnhof in einer dieser knallig bunten Bubble-Tea Bars wieder. In einer Glastheke leuchten zwei Dutzend Pöttchen gefüllt mit Perlen in allen Regenbogenfarben. Erinnert an einen Bastelladen. Hinter der Theke hängt riesige Tafel mit Fachchinesisch. Unzählige Flavours, Teas oder Milk-Teas.
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Als Mitglied der Fast-Food Generation kenne ich mich eigentlich im Jargong diverser Franchise-Unternehmen aus, kann mit einem Fingerschnipp ein Baukastenssystem-Sandwich oder eine blendet Chai-Latte mit Karamell-Sirup ordern. Doch hier weiß ich nicht weiter.
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Gott sei Dank hilft die Bubble-Barista weiter: Grund-Tee aussuchen, einen Geschmack bestimmen und zum Schluss kommt dann die Sache mit den Perlen. Ich also nehme schwarzen Tee mit Erdbeer-Flavour. Mit einem Schäufelchen flutschen lauter gummiartige Bade-Perlen Kokos, Mango, Maracuja, Erdbeere … in einen Plastikbecher. Sie schweißt ihn zu und reicht ihn mit Jumbo-Strohhalm rüber. Die Hello-Kitty Katze lächelt aus dem 0,4-l-Becher, der 3,50 Euro kostet und wie eine Lava-Lampe aussieht. Zuhause der Kommentar: „Hast du dir Saft mit Silberzwiebeln gekauft?“
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Und nun zum Geschmacks-Test: Der eigentliche Tee ist sehr süß und schmeckt total künstlich. Durch den riesigen Strohhalm gleiten die Perlen in den Mund. Beißt man sie auf, ergießt sich Zuckesirup im Mund. Nach einem halben Becher hat man genug vom Bubble-Tea. Im Kult-Getränk aus Taiwan stecken 300 bis 500 Kalorien, Farb- und Aromastoffe. Die Kugeln bestehen aus Stärke der Maniok-Wurzel. Viele Kinderärzte warnen, dass sich Kinder leicht daran verschlucken können. Mittlerweile haben einige Läden Warnhinweise angebracht.“
Ehrlich: Da hatte ich schon ein sehr, sehr schlechtes Gewissen. Ich habe Verena gleich am nächsten Tag ein Kilo Karotten hingelegt.
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Bleibt xunt.
Bis bald,
eure
Marion Grillparzer