Heut stand ein Artikel in der Zeit. Einer der Artikel, über die ich mich immer freue, weil ich hoffe, dass sie was bewegen. Zeit ist ja eine Zeitung, die intelligente Menschen lesen. Und da stand drin der Satz: “Komplementärmedizin. Für viele Universitätsärzte ist das gleichbedeutend mit Voodoo.”
Man hat in den Kliniken das Problem, dass Krebspatienten lesen können. Die Lesen: Acai-Beeren helfen gegen Krebs, oder: Weihrauchextrakt, grüner Tee, kohlenhydratarme Diät. Hilft alles zusätzlich zur Schulmedizin. Das lesen die Krebskranken. Und möchten gerne noch was tun. Nur: Dann kommen sie zum Professor und der sagt: Skalpell, Chemo, Bestrahlung, sonst helfe nix. Gäbe keine aussagekräftige Studien.
Der Professor sagt auch nicht, wie wichtig es ist, seine Brustkrebs-OP-Narben zu pflegen, damit sie nicht hart werden, z.B. mit Hildegard von Bingens Veilchensalbe, er sagt nicht, dass man Selen nehmen sollte, um einem Wiederauftreten vorzubeugen, dass Globulis die Chemo- und die Strahlentherapie erleichtern, weil sie Entzündungen der Haut und Mundschleimhäute lindern, oder dass Akupunktur gegen Übelkeit hilft. Dass eine gesunde Ernährung die Lebensqualität verbessert, dass es zwei Studien gibt, dass Bachblüten der Seele ein wenig helfen können, dass zwei Studien dem Granatapfel positive Effekte bei Prostatakrebs bescheinigen.
Und – das ist im Grunde das Schlimmste daran – der Professor denkt nicht an das Prinzip Hoffnung. Es gibt wissenschaftliche Typologien, dass Menschen mit dem Muster lebenslanger Hoffnungslosigkeit 35 Jahre jünger sterben als Optimisten. Woran sterben? 75 Prozent an Krebs und 15 Prozent an Herzerkrankungen.
Das Schlimmste, was ein Arzt tun kann, ist dem Menschen die Hoffnung zu nehmen. Darum nun die gute Nachricht: Mehrere Universitätskliniken bieten neuerdings eine komplementärmedizinische Beratung für Krebspatienten an. Kokon (Kompetenznetz Komplementärmedizin in der Onkologie) heißt das Pilotprojekt, das die Deutsche Krebshilfe unterstützt. Finde ich gut. Schau mer mal was dabei herauskommt.
Bleibt xunt, bis bald, herzlichst
Marion Grillparzer