Denn bislang fressen sie am liebsten das, was sie in meinem 1000-m2-Garten unter der Wiese und in den Blumenbeeten rausgescharrt haben. Da müssten sie jetzt, glaub ich, noch einen Meter tiefer scharren, um was zu finden. Da sperrt sich allerdings der Frost dagegen. Der erste Schnee. Sie gucken ganz erstaunt, wie sie da so aus ihrer Zigeunerwagen-Villa stapfen. Ziehen abwechselnd die Hühnerfüße hoch. Tanzen auf dieser feinen weißen Decke. Ja, der Winter kommt. Meine prachtvollen Ex-Blumenbeete kann man von der einstigen Wiese nicht mehr unterscheiden. Es gibt keine Insekten mehr, kein Gras mehr… Und ich möchte nicht, dass meine beiden Damen verhungern. Die Hühnchen müssen fressen. Nur was? Zu Tisch kommen sie ja sofort. Sie müssen mich nur sehen oder hören und schon nehmen sie die Keulen unter den Arm und düsen in dieser so gar nicht hühnermäßigen Affengeschwindigkeit daher. Heute ist Lotte dabei ausgerutscht und die letzten Meter über die eisige Terrasse geschlittert. Mein Herz steckte in den Knien. Und da kann ich dann gar nicht haben, dass sie enttäuscht gucken, wenn sie schon diese Mühe auf sich genommen haben. Und sie gucken zu 95 Prozent enttäuscht. Sie gucken nicht enttäuscht, wenn ich Edel-Mehlwürmer, getrocknet bring. Sie gucken nicht enttäuscht, wenn ich Reis bringe, sie gucken nicht enttäuscht, wenn ich Blaubeeren bring oder Sonnenblumenkerne, freilich geschält…Nur ist das nicht genug im Winter. Und Reis birgt ja die Gefahr Arsen zu enthalten.Also was füttern? „Hühner lieben Kartoffelschalen.“ Die gucken meine nicht mal mit ihrer Eierlegseite an. „Du musst ihnen Salat füttern“. Schnäubisches Hochziehen des Schnabels. „Hühner lieben jegliche Essensreste.“ Nur meine nicht. „Und was ist mit Hühnerfutter? Getreidemischungen?“ Ja, da habe ich es mir mit unserem Postboten verdorben. Das Futter von der BayWa um die Ecke mochten sie nämlich nicht. Also hab ich im Internet bestellt. Etwa 140 Kilo später, die der Postbote nach und nach keuchend anschleppte, fand ich endlich heraus: Die Bio-Getreidemischung mit Oregano und Muschelkalk von Eierschachtel.de ist es. Nur: Die war kurzfristig nicht mehr lieferbar. Aber der Sack leer. Ich hab dann notgedrungen was anderes bestellt: Getreide-Pellets. Freilich auch Bio. Der Postbote brachte den 25 Kilo-Sack. Schäubisches Hochziehen des Schnabels. Totalverweigerung. Ich probiere mit 20 Kilo Legemehl. Gaggeriggggithh. Bio-Körnerfutter mit groben Getreide. Die Spatzen hatten eine wahre Freude dran. Das Karner Biokörnerfutter, 30 Kilo: Nööö. Das Bio-Körnerfutter mit feinem Getreide… Nein Danke! Das Bio-Körnerfutter aus der Dingsbumsmühle für Legehennen. Ich lese auf der website eines bislang ungerüsteten Hühnerfutterherstellers: „Dabei kann man ein Huhn mit einem Leistungssportler vergleichen. Dass unser Federvieh heutzutage in der Lage ist, jeden Tag ein Ei zu legen, ist keine Selbstverständlichkeit. Aber genau wie der Leichtathlet braucht das Huhn auch die nötige Energie um eine gute Performance hinzulegen.“ Ich bestelle gleich drei Säcke „LegeGlück“. No Chance. Fazit: Auch die kleine Maus wird immer fetter. Der Postbote immer dünner. Und er guckt gerade nicht mehr so freundlich.