Ihr habt gemerkt, dass ich in letzter Zeit nicht viel da war. Viel nicht viel. Das hat einen Grund. Vielleicht, weil ich 46 bin. Vielleicht, weil ich die letzten 26 Jahre viel funktioniert habe. Irgendwann – nicht lange her – da gab es einen Punkt, da war ich irgendwie müde. Ich hatte plötzlich nicht mehr die Freude, mich zwei Stunden um eine Bildunterschrift zu kümmern. Die ich sonst gerne hatte, wie in Stein gemeiselt. Ich hab Kritik nicht mehr weggesteckt wie: „Lass die doch denken, reden. Ich weiß es einfach besser.“ Ich musste mich plötzlich rechtfertigen. Statt mit offener Fröhlichkeit Leserbriefe im Forum zu beantworten, hat in mir ein kleines Männlein gezornt: Das hast Du doch schon tausend Mal irgendwo geschrieben … Also irgendwo in mir drin hat da was gefehlt. So der Funke, der ganz schnell los loderte. So das Kichern, das wächst und rausprustet. So das kleine Freuen, das den ganzen Körper mit Gänsehaut überzieht. Und weil ich mich schreibend mit solchen Dingen beschäftige, habe ich das Glück, das auch schnell zu bemerken. Andere machen sieben Schritte in den Burnout. Ich mach einen Zwischen-Schritt in eine Veränderung. Vielleicht ja so was wie einen Salto-Vitale (kennt Ihr das Buch?). Ich hab mir nen alten Traktor gekauft. Und Samen. Und den streue ich auf Mallorca aus. Für meine zwei Pferde. Moony und Kurti sollen eine bayerische Wiese haben (was für ein Nonsens, aber gut für mein Gewissen). Dort bleib ich ein Jahr. Schreiben kann ich überall auf der Welt. Dazu habe ich mich vor vier Wochen entschieden. Morgen geht es los. Und ich weiß jetzt schon: Das Glück, wenn ich morgens mit einer Tasse Kaffe Moony und Kurti beim Aufwachen zugucke, das ist mit nichts zu bezahlen. Ich freue mich – und ich werde wieder ganz viel mehr da sein.
Bis bald
Marion Grillparzer