Einmal kam die große Winterkiste. In der nächsten Woche kam wieder die kleine Sommerkiste. Man muss wissen, das Bestellsystem im Netz, das ist für DAUs wie mich äußerst nervenaufreibend. DAUs? Dümmst Anzunehmender User. Bin ich laut meines Systembetreuers Atti. O-Ton: „Ich versteh nicht, was Dir da schon wieder passiert ist. Sowas passiert nur Dir. Bitte bleib von meinem Computer weg. Du hast ein mieses Karma, allen elektronischen Errungenschaften gegenüber.“
Also, da ich drei Stunden, 36 Minuten, 17 Sekunden gebraucht habe, diesen Einkaufswagen für die karge Winterzeit zu füllen (nein! Nicht, weil ich eine Fußballmannschaft damit versorge, jedenfalls nicht ganz), habe ich mich kurzerhand entschlossen, das anders in die Hand zu nehmen. Ganz altmodisch. Per Telefon. Ich rief bei der Chiemgaukiste an und hatte einen von vorne herein sehr netten jungen Mann am Telefon. Und dem habe ich dann mein Anliegen erklärt. Ja, sagt er, da wisse er schon, was da passiert sei, ich müsse noch mal extra angeben, dass ich das nicht nur einmal so haben will.
„Gut,“ sag ich, „ich möchte das jetzt nicht nur einmal so haben.“
„Gut!“ Sagt er: „Bei jedem Produkt?“
„Muss ich das bei jedem Produkt einzeln eingeben?“
„Ja.“
„Na ja, da bin ich dann bis zum Frühling fertig. Dann brauch ich die Kiste nicht mehr.“
„Verstehe. Wir können das auch jetzt zusammen am Telefon machen. Ich suche ihre Bestellung von der Woche 46 raus.“
Ich schicke ein Stoß-Gebet zum Himmel: „Lieber Gott, Danke, dass Du das Telefon noch nicht abgeschafft hast.“
30 Sekunden später, beginnen wir bei A.
Er: „Sie haben zwei Kilo Äpfel. Und haben Topas angegeben. Wollen Sie die jetzt jede Woche.“
„Na ja, ein bisschen Abwechslung wäre schon schön.“
„Okay, dann notiere ich das extra. Birnen. Wollen Sie die jede Woche?“
„Ich glaube, alle zwei Wochen langt.“
„Beete, Rote.“
„Nur, wenn es frische Knollen gibt.“
Stille.
„Geht das nicht?“ Ich höre irgend etwas, was sich anhört wie umprogrammieren...
Er freundlich: „Clementinen. Jede Woche?“
"Bitte nur, wenn sie sich ganz leicht schälen lassen. In der letzten Kiste, waren welche drin, da hab‘ ich die Schale in millimeterweiser Schwerstarbeit wegzupfen müssen."
„Also ich glaube, die lassen sich jetzt von Woche zu Woche besser schälen.“
„Super. Dann nehm‘ ich die in drei Wochen.“
(...)
„Meerrettich – haben wir übrigens auch im Glas.“
„Nö. Nur, wenn es Wurzeln gibt.“
„Sie haben 2 Kopf Endiviensalat angegeben.“
„Ja – und dann noch einen Salat der Woche dazu.“
In Ihrem Warenkorb sind 400 g Schafsjoghurt.
„Ziege wäre mir lieber. 6 Gläser, jede Woche. Aber ich glaube, die haben Sie gar nicht – oder?“
„Elsässerbrot?“
„Ja, das hätte ich gerne jede Woche.“
Nach drei Stunden, 36 Minuten und 18 Sekunden waren wir durch.
„Vielen, vielen, vielen Dank! Sie haben mir wirklich sehr geholfen.“
„Gerne“, sagt Herr Chiemgaukiste, ein bisschen heiser – und mit einem kaum spürbaren Hauch weniger Elan als anfangs.
"Darf ich Sie wieder anrufen, wenn ich Änderungen hab‘?"
"Ja ... Sie können das aber natürlich auch sehr gerne auf unserer Website machen ..."
"Das ist sehr nett von Ihnen, danke, aber ich glaube, dann müsste ich das jede Woche neu machen!"
In der folgenden Nacht habe ich von Salatköpfen geträumt, von Clementinen, von Riesenbiokisten, die nicht zu meiner Tür rein passen – und zwischendrin konnte ich vor lauter schlechtem Gewissen nicht schlafen.