Dann frägt man sich: Was macht mich heute zufrieden? Was schürt mein Glück. Und geht auf Spurensuche durch den Tag. Mit links in der Hosentasche eine Hand voll Kichererbsen. Und jedes Mal, wenn mich was glücklich macht, wandert die Kichererbse in die rechte Tasche. Fangen wir morgens an. Ich geh raus, laufe ich barfuß durch den mit weißem Frost angemalten Rasen, hole mir die letzten Spinatblätter aus dem Pure-Beet. Drei Kichererbsen. Barfuß. Frostrasen. Chlorophyll. Dann fällt mir ein, ich könnte meinen Hühnchen eine Morgenfreude machen. Schnapp mir ein paar Mehlwürmer und rufe „Berta, Lotte – schneeeeeelll!“ Und in dem Moment, wo sie „schnell“ hören, da wissen sie: das lohnt sich… Muss ich nachher echt mal filmen, wie sie da hühnerkeulenschwingend angesprintet kommen. Kichererbse. Nun Zaubersaft pressen. Dran nippen – wissen, wie diese Medizin den Körper freut. Kichererbse. Maxxl niest. Fünf Mal. Heißt: „Jetzt ist aber Gassi-Zeit“. Für Maxxl eine Kichererbse. Allein, weil es ihn auch an diesem Tag für mich gibt. Dann gibt es eine Kichererbse für die Bewegungsrunde. Bewegung macht glücklich. Wenn’s nicht regnet: draußen, vom Haus bis zur Kiesgrube – mit Naturschützer-Baustopperwirkung! Wenn‘s regnet, dann auf dem Trampolin. Ich liebe das Trampolin. Ich nehme es sogar mit in den Urlaub. Und auf dem Trampolin guck ich mir derzeit die 17 Staffeln von Greys Anatomie an. Ich muss jetzt mal ganz ehrlich zugeben: Ich bin Serien-Junkey. Medizin-Serien-Junkey. Eigentlich wollte ich ja Ärztin werden. Und bin heute wirklich tief dankbar dafür, dass ich diesen Job nicht machen muss. Darum: Kichererbse für Staffel 9 Folge 7. Dann gibt’s ‚ne Kichererbse für das Glücksrezept aus dem Kühlschrank: Quark mit Leinsamenschrot und Heidelbeeren… liefert Tryptophan für mehr Serotonin im Kopf, Ballaststoffe für den dafür glücklichen Darm. Die Kichererbsen links gehen mittags aus, muss nachfüllen. Nele schickt mir ein Foto von meinem Patenkind Anni. In der Wanne. Sieben Wochen alt. Schon wieder gewachsen. Kichererbse. Vom Couchtisch lächelt mich an … „Die Känguru-Chroniken“. Ich lege eine Kichererbse daneben. Das herrlich fröhliche Buch ist später dran.
Jetzt muss ich noch arbeiten: Fotografieren: Stevia. Rote-Bete-Saft. Glyx-Shot… Und ein bisschen schreiben. Ich liebe meine Arbeit. Zwei Kichererbsen. Alle 45 Minuten sagt der Wecker: aufstehen. Ich geh ein paar Minuten aufs Trampolin. Reg‘ den Lymphfluss an. Schick die Stresshormone in die Wüste, hol mir das wippende Kinderglück in den Kopf. Gehört in jedes Home-Office! Wenige Minuten machen das stundenlange Sitzen am Computer wett. Kichererbse. Um 17 Uhr, meine chronobiologisch richtige Zeit für Muskelaufbau, stelle ich mich einfach für ein paar Minuten auf den Galileo und lass meine Muskeln Medizin produzieren. Kichererbse.
Chiemgau-Gemüsekiste ausräumen. Telefonat mit Merli. Mail von Andreas. Reitrunde mit Kurti. Lachs mit Brokkoli. Skyprunde mit Julian – der geheimnisvolle Zigeunerwagen wächst. Lachen über ein youtube-Filmchen von Peter. Und und und…
Wolf fragt mich abends sehr schräg guckend: „Was hast Du denn da?“ Lauter Kichererbsen beulen meine rechte Hosentasche aus. Gefühltes, gesammeltes Glück.
Abends schreibe ich meine Kichererbsen-des-Tages-Liste: Rekapituliere das kleine Glück, das jede Kichererbse für mich repräsentiert. Und bin Kichererbse für Kichererbse tief dankbar.