Grad hab ich mir ein Video angesehen: „Kokosöl ist Gift!“ Eine Professorin Dr. Dr. Karin Michels, Direktorin des Instituts für Prävention und Tumorepidemiologie des Universitätsklinikums Freiburg hält einen öffentlichen Vortrag zum Thema „Prävention – für ein gesundes Leben“. Kann man bei Youtube gucken. Sie berichtet über die Ernährungsirrtümer – folgende Irrtümer findet sie wichtig zu klären: Spinat liefert kein Eisen. Wasser ist besser ohne Kohlensäure. Brauner Zucker ist nicht besser als weißer Zucker. Und Fett ist nicht gleich Fett. Sie hält Kokosöl für „gefährlicher als Schweineschmalz“, weil es noch mehr gesättigte Fettsäuren enthält. Es gäbe keine Studie, die zeigt, dass Kokosöl gesund ist. Im Gegenteil „Kokosöl ist Gift“. Es verstopft die Adern und mache Herzinfarkt. Die Kommentarfunktion bei dem Video wurde leider abgestellt. Ich habe ihr folgendes e-mail geschrieben:
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Liebe Frau Professor Dr. Dr. Michels, da muss ich jetzt einfach meinen Senf dazu geben.
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A) Es handelt sich bei Kokosöl um ein pflanzliches Öl, das exotischen Geschmack in die Küche bringt und das man erhitzen kann, ohne dass es Transfettsäuren bildet. Das für Veganer und Vegetarier einfach wunderbar ist, weil sie das auch statt Schweineschmalz in ihren Kaffee morgens tun können.
B) Gesättigte Fette haben längst an dem lange Zeit angedichteten „Gefahrenpotential“ verloren. (Hier zu einer Studie) Auch die Butter wurde rehabilitiert. Und das Butterschmalz (Bayerisch Ghee).
C) Leider vergleichen Sie zudem Äpfel mit Sumpfdotterblumen. Die gesättigten Fettsäuren des Kokosöls sind zum Großteil sehr kurz (heißt mittelkettig) und haben eine andere Wirkung als die langen gesättigten Fettsäuren im Schweinzschmalz.
D) Die Herzinfarktraten in Ländern die fast ausschließlich Kokosöl in der Küche verwenden, sind nicht signifikant höher.
E) Dass es keine Studien gäbe, die die Wirkung mittelkettiger Fettsäuren aus Kokosöl auf Gehirn/Alzheimer untersucht haben stimmt einfach nicht. Es gibt Studien. Leider keine großen, die viel aussagen. Wer soll die bezahlen.
F) Die DGE fand in einer Studie heraus, dass mittelkettige Fettsäuren (Kokosöl) nicht satt machen. Hmm. In einer aktuellen Studie, lese ich gerade das Gegenteil: Durch Kokosöl keine Erhöhung der Herzinfarktrisikomarker – und es dämpfe den Appetit. Täglich erscheinen 260 Studien zur Wirkung von Lebensmitteln. An was sollen wir glauben?
G) Das mir wichtigste: Es handelt sich bei Kokosöl um ein Naturprodukt, auch noch vegan. In Bio-Qualität, das viel kann – wenn man dran glaubt. Auf der Haut, auf den Pfoten, im Haar, im Kaffee, im Wok, im Hirn, im Darm ... Mein Hündchen hat es auf den Pfoten. Mein Pferd hilft es gegen Kribbelmücken. Und meinem Mann dämpft es den Appetit. Und ich koch auch damit. Blutwerte? Alle super. Auch die der Vierbeiner.
Als Ernährungswissenschaftlerin sage ich: Es gibt keine bösen naturbelassenen Lebensmittel. Nicht mal die Kartoffel. Man kann ruhig auch ein paar mittelkettige, gesättigte Fettsäuren aufnehmen (vor allem dann, wenn da kurze dabei sind). Wenn das Verhältnis sonst stimmt: Hauptsache Olivenöl. Dazu noch den Omega-Lieferanten Leinöl und Walnussöl. Dazu ein wenig Butter oder Kokosöl für den Genuss – oder die echte Wirkung oder nur den Glauben daran, dass es satt macht, heilt ... ohne viel Geld zu kosten.
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Ihre Marion Grillparzer
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