Der Mensch ist ein wunderliches Wesen. Krumme Gurken, fleckige Äpfel, ellipsenförmige Salat lässt er liegen … Was nicht perfekt ist, kommt nicht in den Korb. Ich mochte sie nie, die wachsgrünglänzenden Granny-Meiers, die fußballförmigen, auffrisierten Salatköpfe, die Perfektionistengurken. Ich hab gern die Tomate genommen, die da ne lustige merkwürdige Nase hat. Den kleinen Apfel mit leckeren Fleckchen, die ungenormte Salatgurke …
Und nun passiert doch glatt etwas, was nur mit der merkwürdigen Spezies Mensch funktioniert. Rewe und Edeka bieten künftig krumme Früchtchen an. Unter dem Namen Wunderlinge. Warum tun die das denn? Weil Sie den Müll reduzieren wollen. Ne, die krumme Gurke bleibt eh als Dünger auf dem Feld liegen. Ich meine: Weil die Geld riechen. Weil es so Menschen gibt wie mich, so Blogger, die bloggen, dass krummes Gemüse ein Zeichen für “Bio” ist, für “alte” Sorten. Dass perfektes Gemüse nicht unbedingt natürlich ist … Und so weiter. Und weil wir das jetzt lange genug geschrieben haben, gibt es Menschen, die das wissen und glauben. Es gibt also einen Markt für krumme Dinger. Und für den macht man jetzt ne Extrakiste auf dem Feld auf mit “Wunderlingen”. So kriegt man jetzt das bisschen Gemüse, das sich den Zuchtmanipulationen widersetzt – und unperfekt das Licht der Welt erblickt – als Wunderling.
Na ja. Mir wäre es lieber, dass alte Sorten reaktiviert werden und als Wunderlinge in der Kiste landen. Voller Bitterstoffe, voller Vitalstoffe, einfach xunt und allesamt wundervoll unperfekt.
Bleibt xunt, bis bald, Eure
Marion Grillparzer