Nach 2 Stunden, 14 Minuten, 7 Eimern und 4 Blasen an den Fingern überlege ich mir meine Einstellung zum Löwenzahn vielleicht doch noch einmal grundsätzlich zu überdenken. Bislang war das ja eigentlich Pusteblume für Kinderwünsche und später ein günstiger und guter Stoff für meinen Morgen-Smoothie, zarte nussige Blätter für den Frühlingssalat. Nun keimt ein wenig Wut auf. Die lodert nach einem weiteren Eimer, einer weiteren Blase … Nach zwei weiteren Eimern wütend erstochen und erdrosseltem Grünzeug und zwei weiteren Blasen stehe ich mehr als grantig vor einem großen Fragezeichen. ?. Wieso blieb mir dieses Schicksaal letztes Jahr eigentlich erspart. Ich hab damals doch auch nicht mehr Smoothies getrunken? Mehr Salat … Nach einem weiteren Eimer fiel es mir dann ein: Wolf. Ich hab Wolf gefragt, ob wir nicht mal einen Löwenzahnsalat essen wollen. Und ihm ein Messer in die Hand gedrückt. Das war klug. Das war sehr, sehr klug. Geht nur mit Löwenzahn. Geht nicht mit Kräutern oder Haselnussbaumblättern oder Salat aus Nachbars-im-Urlaub-Garten oder … Das fällt unter Sammeln. Männer sind Jäger. Und Löwenzahn muss man jagen. Mit dem Messer. Erdrosseln. Wütend auf ihn einstechen. Den Löwen besiegen … und abends hat mann eine gejagte Schüssel Salat. Ist ob des vollbrachten Werkes ein glücklicher Mann. Und die Frau hat, ich erinnere mich, einen ganzen Nachmittag frei. Samstag soll es ja recht schönes Wetter werden, drücken Sie ihrem Mann ein Messer in die Hand und wispern sie leise: “Ich hätte gerne Löwenzahnsalat”. Der hält beide xunt.
Bis bald, herzlichst
Marion Grillparzer