Selbstoptimierung. Besser essen, besser sporteln, besser putzen, besser arbeiten, besser ... Ein ziemlich merkwürdiger Virus grassiert gerade: Ich bin nicht gut genug? Wie kann ich noch besser sein. Huuuuhhh. Grusel. Dieser Trend macht, finde ich, sehr, sehr unglücklich. Das ständige Herumgebastle an sich selbst. Diese dämlichen challenges. Mag ich im Grunde gar nicht. Nun bin ich durch Zufall auf etwas gestoßen, was ich selbst seit Monaten praktiziere. Auf den „Miracle Morning“ des Motivationstrainers Hal Elrod. Seine Morgenroutine soll helfen, persönliche Ziele zu erreichen und den eigenen Morgen besser zu strukturieren. Und so verschreibt er: Früher aufstehen, sich Zeit nehmen für Meditation oder eine Atemübung, gesund essen, Affirmationen, Lesen, Schreiben, Bewegen. Und Millionen Amerikaner machen begeistert mit. Kann nicht so schlecht sein, wenn er nicht sagen würde: Schlaf einfach weniger. Undenkbar.
Also, so etwas wie „Mirakel Morning“ – mit genug Schlaf – mache ich zufälligerweise gerade  auch – ohne Elrod gelesen zu haben, aus einem inneren Bedürfnis heraus. Ich stehe täglich eine Stunde früher auf. Und genau diese Stunde investiere ich in „Projekt Ich“. Meinen Morgen. Und das macht mich sehr, sehr glücklich. Erst mache ich meine Brummübung im Bett (5 Minuten tief in den Bauch atmen und langsam ausbrummen), trinke mein Glas Zitronenwasser vom Nachtisch, nehme gleich meinen Löffel Ölziehöl in den Mund. Am Spiegel hängt meine aktuelle Priming-Botschaft ans Unterbewusstsein: „Guck mit dem Herzen. Es sind die kleinen Dinge, die Dich glücklich machen.“ Wie beispielsweise die Tasse Kaffee, die ich liebe, bevor es weiter geht. Mit der schlüpf ich für zehn Minuten ins Bett. Und schreibe etwas auf. Einen Traum. Einen Wunsch. Eine Idee. Ein Dankeschön. Einen kleinen Text für den Newsletter. Und dann gehe ich 30 Minuten aufs Trampolin – oder raus – je nach Wetter. Mit meiner 5-3-2-1-Achtsamkeitsübung. Anschließend stelle ich für nur drei Minuten im Kopfstandstuhl die Welt auf den Kopf. Wolf schläft noch. Nicht mehr lange. Zu meinem „Projekt Ich“ gehört auch meine 70 Billionen Körperzellen. Und somit der Hochleistungsmixer für meinen Smoothie. Beeren, frisch geschroteter Leinsamen, Matcha, Kakaobohne, Brokkoli, Apfel, grüne Blätter ...Â
Nur heute, heute ist alles anders. Ich stehe auf und jemand hat mir meine Stunde gestohlen. Mein Morgenwunder. Das macht mich sehr, sehr traurig.