Kürzlich las ich einen Artikel „Mast durch Mikroben“. Und da ging es um Darmbakterien, die dick machen. Das wäre doch wunderbar! Die Darmflora entscheidet, ob wir dick werden oder nicht. Die kann man schließlich beeinflussen. Viel leichter als die Fettzelle.
Also: Im Dickdarm siedeln 1,5 Kilo Bakterien, die brauchen wir, fürs Immunsystem und weil sie uns das Essen so klein zerlegen, dass es ins Blut dringt. Und je nachdem, wer da siedelt, schicken sie mehr oder weniger Kalorien in den Organismus.
Der amerikanische Forscher Jeffrey I. Gordon fütterte bakterienfreie Mäuse und normale Mäuse. Die Mäuse ohne Verdauungshelfer im Darm setzten in einer Zwei-Monats-Mast 42 Prozent weniger Fett an, als ihre Artgenossen. Und sobald man ihnen Darmbakterien zufütterte, nahmen sie genauso zu. Zumindest die, die das ohne ihr Darmimmunsystem überlebten.
Im Mittelpunkt des Interesses der Forscher steht ein Darmbakterium, das Methanobrevibacter smithii heißt. Nennen wir ihn Mr. Smithii. Er arbeitet als Müllschlucker im Darm. Und putzt so zusagen den Darm frei für Bakterienstämme, die Kohlenhydrate abbauen. Ist Mr. Smithii da, vermehren sich diese Bakterien um das Hundertfache. Und die liefern dann etwa 15 Prozent mehr Energie aus dem Keks, den sie essen, als bei einem Menschen, der Mr. Smithii nicht im Darm siedeln hat.
Das zeigt wieder mal: Es ist unsinnig, Kalorien auf Verpackungen zu drucken. Weil jeder Mensch eine andere Darmflora hat, mit mehr oder weniger Mr. Smithii. So wandern dann auch mehr oder weniger Energie aus den Kohlenhydraten vom Darm ins Blut und schließlich auch in die Fettzellen. Irgendwann wird man versuchen Mr. Smithii mit anderen Bakterien aus dem Darm zu vertreiben. Vielleicht mit einem Anti-Mr.Smithii-Actimel. Dann fallen 15 Prozent weniger Kalorien aus Kohlenhydraten an. Das könnte man dann super mit der GLYX-Diät kombinieren, oder?
Â
Ach ja, wegen der Frage, was das für ein Buch wird, an dem ich schreib: Es heißt Körperwissen. Und da steht dann zum Beispiel das mit Mr. Smithii drin. Und viel mehr über das unglaubliche Wunderwerk in dem wir stecken, das uns leider viel zu oft nur dann auffällt, wenn es mal irgendwo zwickt oder wir uns über eine Fettzelle ärgern.
Â
Bis bald,
Marion Grillparzer