Also am Wochenende hatte mein Dad Geburtstag. 71. Eigentlich ziemlich fit mein Dad – und mitsamt dem kleinen Bäuchlein sehr sehr ansehnlich. Ein Traum für Frauen schon deshalb, weil er im Herbst seines Lebens mit dem Kochlöffel ein inniges Verhältnis einging. Am Wochenende also lud er seine beiden Töchter, meine Schwester und mich, zum Viergänge-Menü ein. Erst gab es einen scharfen Hühner-Chiccoree-Salat, dann Pizza a la Jamie Oliver – zur Freude meiner Nichte und meines Neffen, die die Desingerküche meines Vaters pizzateigknetend in eine Mehllabyrinthstube verwandelten. Dann gab es Vanilleeis. Mir ist wirklich der Schreck in die Glieder gefahren, als mein Dad die Flasche packte und Olivenöl über das Eis goss. Ich hab kaum Luft gekriegt. Da iss er! Dachte ich. Der Alzheimer! Und dann hat er noch Meersalz über das Eis und das Olivenöl gestreut. Ich muss sehr bleich gewesen sein, denn mein Dad sagte: “Stell Dich nicht so an! Das Rezept ist von Jamie Oliver …”
Also ehrlich gesagt war ich dann froh um dieses Geschmacksereignis, weil ich den Schokokuchen zu Jamie Olivers Olivenöl-Eis produzierte. Anders als produzieren kann man das nicht nennen. Staublungen würden die Arbeiter kriegen, liefe diese Rezeptur vom Band. Die Leute um den Tisch herum wussten gar nicht, was sie zuerst nicht essen sollen, das xunte Olivenöl-Eis von Jamie oder den Staublungen-Schokokuchen von Marion, aus dem Augenwinkel beobachtete ich meinen Dad, wie er eine halbe Flasche Grappa auf sein Stück Kuchen schüttete…
Heute schrieb mir mein Dady ein e-mail: “Ein feuchtes Handtuch nachts über den Kuchen gelegt, holte ihn ins Leben zurück!”
Manchmal ist das Leben einfach schwer – oder?
Herzlichst Eure
Marion Grillparzer