Gerade hat in München die fünfte Jahreszeit begonnen. Oktoberfest. Wiesn.
Könnt ich mir jetzt auch vorstellen: mitten durch den Duft von Steckerfisch und gebrannten Mandeln, zwischen bunten Luftballons, Zuckerwatte und jauchzenden Kindern – ab ins Bierzelt.
“Wiesn macht schlank”, behauptete kürzlich unser michelinsterndekorierter Fernsehkoch Alfons Schuhbeck aus München im Interview eines einschlägigen Männermagazins.
Und das erklärt er folgendermaßen – regelrecht grillparzerlike: „Eine Studie beweist, dass das, was man mit Vergnügen isst, weniger dickt macht als das, was man unter Zwang isst, etwa weil es gesund ist.”
Außerdem, so Schuhbeck, gäbe es da ja noch das Balancieren auf der Bank, Singen, Tanzen, “Hau den Lukas” – alles körperliche Aktivität und deshalb Kalorienkiller…
So mancher mag da jetzt denken: Ja, wo samma denn? Der eine trinkt fünf Maß Bier, isst Schweinsbraten mit Pommes und schiebt sich auf dem Heimweg noch ne Bratwurst rein. Und der setzt dann weniger an als sein Kumpel, der den ganzen Abend an zwei Radieschen lutscht, nur weil ersterer ein bisschen geschunkelt hat? Also bitte…
Die Kalorien haben sich dann wohl in Wohlgefallen aufgelöst, oder was wohl? Maß Bier: 500 Kalorien. Gebrannte Mandeln: 600. Hendl mit Kartoffelsalat: 1000!
Da müsste man den Lukas ja stundenlang verdreschen.
Also was ist jetzt besser für die Linie, ungehemmte Völlerei oder totale Enthaltsamkeit? Im Grunde ganz einfach das, worauf Sie Lust haben. Wiesn ist ja nicht 365 Tage im Jahr. Und wenn man nicht nur im Bierzelt hockt und Bier trinkt, sondern alles abläuft (so 30 000 Schritte!), ein paar Dosen wirft, den Lukas ein wenig … Dann kann man sich auch im Biergarten gesalzenen Radi, Steckerlfisch gönnen oder das Brotzeitbrettl mit magerem Schinken und Romadur. Wer das dick werden fürchtet, kann dem Hendl die Haut abziehen und dem Fisch die Semmel. Man kann aber ganz einfach auch alles genießen. Und wenn am nächsten Tag die Hose (oder das Gewissen) zwickt, legt man halt einen Suppentag ein.
Und wer unseren Fernsehkoch in seiner Hendlgrillbraterei auf der Wiesn besucht, der guckt vorher halt einfach ein paar Stündlein beim Lukas vorbei.
Bis bald,
herzlichst
Ihre Marion Grillparzer