Am Dienstag, den 4. Oktober um 15.00 Uhr treffen sich lauter junge & ältere Wilde am Marienplatz in München, um “free hugs”, kostenlose Umarmungen, zu verteilen. Zumindest ist das der Plan. So ein Aufruf in Face-Book. Und hier! Je mehr, desto wunderbarer! Flashmob nennt man das. So nennt Wiki einen “kurzen, scheinbar spontanen Menschenauflauf auf öffentlichen oder halböffentlichen Plätzen, bei denen sich die Teilnehmer persönlich nicht kennen und ungewöhnliche Dinge tun.”
Ist umarmen ungewöhlich? Ja. Denn: Eine Umarmung holt uns in den Augenblick, in unseren Körper. Eine Umarmung schenkt Sicherheit, Wärme und Geborgenheit. Mindert Aggressivität. Und zwar messbar: über das Hauptstresshormon Cortisol. Ein Mangel an Berührung ist einer der Gründe, warum Gewalt zunimmt. Berührung ist die Grundlage für Frieden. Nicht nur in der Beziehung. Wenn sich die Menschen mehr umarmen würden, gäbe es keinen Krieg. Umarmen lockt Friedenshormone.
Wenn man sich einsam fühlt, würde der Körper sich eine Umarmung suchen. Der Kopf schreibt eine e-mail. Eine Umfrage, die das ipsos-Institut für uns durchgeführt hat zeigt: Jeder achte Deutsche leidet unter Berührungsmangel.
Jede liebevolle Umarmung regt den Kreislauf an, stimuliert die Funktion der Organe und wirkt sich positiv auf Immunsystem und Hormonhaushalt aus. Sowohl beim Geben, als auch beim Nehmen.
Berührung – ohne Absicht – ist genau der Weg ins Leben, ins Sein, ins Spüren, in das Genießen des Augenblicks – ohne Muskelpanzerschutzmäntelchen. Ohne Berührung wäre alles Nichts. Wenn ein Baby nicht berührt wird, stirbt es. Auch später im Leben ist jeder Tag, an dem wir nicht berührt werden, ein kleiner Tod. Berührung ist essentiell. Lebenswichtig. Überlebenswichtig. In jedem Alter. Und sehr, sehr klug!
Heute umarmt man nicht nur, weil man jemanden mag oder jemanden trösten will. Sondern man umarmt, um sich selbst gut zu fühlen. Jugendliche umarmen sich heute übrigens wieder mehr.
Nichts verbindet zwei Menschen so stark, wie eine zärtliche Berührung. Nichts trennt zwei Menschen so schnell, wie eine falsche Berührung. Kindsmissbrauch, sexuelle Nötigung haben den natürlichsten Akt der Welt in unserer Gesellschaft angreifbar gemacht.
Ein wertvolles, lebenswichtiges Gut wird seltener: absichtslose Berührung.
Es gibt ein Medikament, das ….
> hilft hervorragend gegen chronische Schmerzen, z.B. in Gelenken.
> reduziert die notwendigen Medikamente in der Schmerztherapie.
> hilft Krebspatienten die Behandlung besser ertragen
> beschleunigt die Heilungszeit nach einer Operation.
> wirkt lindernd bei Multipler Sklerose, Lupus, Fibromyalgie und chronischem Erschöpfungssyndrom.
> hilft gegen Depressionen.
> drosselt das Stress-Hormon Cortisol.
> senkt den Blutdruck.
> erhöht die Antikörper IGA, stärkt also das Immunsystem.
> reduziert die Anfallhäufigkeit bei Epileptikern.
> lindert bis heilt allergische Symptome bei Asthma, Neurodermitis.
Dieses Medikament heißt: Berührung.
Der Südwest-Verlag hat für unser Buch “Der feelgood-Faktor” eine Umfrage zum Thema Berührung machen lassen: Das Hauptergebnis der repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Ipsos: Berührt zu werden ist für die meisten sehr wichtig und gleichzeitig werden wir viel zu wenig berührt – vom Partner, vom Arzt oder unseren Mitmenschen. Mehr dazu morgen.
Also: Auf zum Marienplatz. Zeigen, wie wertvoll eine Umarmung ist. Oder wenigstens zu Hause verschenken!
Bis bald,
herzlichst
Marion Grillparzer