Bei jedem vierten Medikament muss man den Waschzettel umschreiben. Weil plötzlich Nebenwirkungen auftreten, von denen man aus den Studien vor Markteinführung nichts wusste. Wie kann das passieren? Das liest man in aerzteblatt.de: Prof. Dr. Winfried Rief von der Philipps-Universität Marburg wirft den Verantwortlichen schwere methodische Mängel vor. Kann man auch Schlamperei nennen. Er analysierte 40 klinische Studien, die die Nebenwirkungen von Statinen (Cholesterin senkende Mittel) erfassten. Es zeigte sich, dass die Nebenwirkungen von Studie zu Studie stark variierten. Rief wirft den Wissenschaftlern auch vor, sie würden meist nur so viele Probanden auswählen, dass sie die Hauptwirkung des Medikaments gerade noch nachweisen können. Nebenwirkungen kommen aber viel seltener vor. Man benötigt deutlich mehr Probanden, um sie zu finden: Klagt einer von 1000 über Muskelschmerzen, braucht man weit mehr als 1000 Probanden. Sonst findet man vielleicht nichts. Probanden, die wegen starker Nebenwirkungen ihre Studienteilnahme abbrechen, fließen oft nicht mehr in die Statistik ein. Obwohl gerade ihre Erfahrungen so wertvoll sind.
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Für uns heißt das: Sich lieber öfter mal aus Omas Trickkiste bedienen. Wadenwickeln, Kamillendampf und heißem Holundersaft dürfen wir vertrauen. Die helfen auch und sind dabei noch richtig xunt. Und den Cholesterinspiegel kriegt man in den meisten Fällen mit Sport und gesundem Essen runter. Medikamente sind gut, wenn nichts anderes hilft. Dann muss man leider auch die Nebenwirkungen in Kauf nehmen.
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Bis morgen,
Marion Grillparze